Vom 29. Juni bis zum 01. Juli 2007 fand in Lublin (PL) im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Lubliner Union die 1. Internationale Konferenz der historischen Ost-West-Wegeverbindungen statt. U.a. wurde beschlossen, die historische Straße Krakow – Lublin – Bjeraszje – Vilnius in den VIA REGIA-Korridor als Sinnbild der europäischen Einigung einzubeziehen.

Der Historiker Janusz Kopaczek hat im Auftrag des Lubliner Verbandes für Kulturtourismus „zachod – wschod“ (Der Westen – der Osten) die historischen Wege erforscht, die seit dem Mittelalter durch die im Osten Polens gelegene Stadt Lublin führen. Er ist dabei schon vor Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass die Jahrhunderte alte politische und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt dazu beitrugen, dass auch internationale Verkehrswege nach Lublin führten. Auf dem Weg in den europäischen Osten gelangte man auf dem VIA REGIA- Korridor von Krakau aus nicht nur über Rzeszów – Lemberg – Brodi nach Kiev, sondern auch über Sandomierz – Lublin – Wolodymyr-Wolhynsk – Luc'k. In Rivne vereinigten sich die nördliche und die südliche Route und führten von hier aus über Zhytomyr weiter nach Kiev.

Wenn man davon ausgeht, dass es sich beim VIA REGIA-Korridor, der als Kulturstraße des Europarates anerkannt wurde,

"um unterschiedliche Straßensysteme (handelt), die zu unterschiedlichen Zeiten in sehr verschiedener Weise ineinander gegriffen haben, die aber die Merkmale einer im großen Maßstab relativ konstanten Wegeführung aufweisen, über die sich viele Jahrhunderte lang Hauptformen des europäischen Ost-West-Austausches vollzogen und mit denen entscheidende Ereignisse in der Geschichte Europas verbunden sind",

ist folgende Entwicklung von Bedeutung:

Die Stadt Kiev war in der Zeit der Rus, insbesondere während der Herrschaft Wladimirs des Heiligen und Jaroslaws des Weisen ein politisches, Kultur- und Handelszentrum von europäischer Bedeutung und hat wesentlich zur Entwicklung der VIA REGIA- Verkehrswege nach Westen beigetragen. 1240 wurde die Stadt von der Goldenen Horde fast vollständig zerstört und hatte über lange Zeit nur noch wenige Hundert Einwohner und keinerlei wirtschaftliche oder politische Bedeutung.

Stattdessen erstarkte in den folgenden Jahrhunderten das Königreich Polen, das seinen Herrschaftsbereich weit nach Osten ausweitete. Damit blieb die alte Wegeverbindung zwar erhalten und gewann insbesondere seit der Zeit von Kazimierz Wielki an Bedeutung. Auch der Handelsweg aus Westeuropa in die Khanate der Goldenen Horde führte weiterhin über die bekannte Strecke.

Aber durch die Heirat der polnischen Thronerbin Jadwiga mit dem Großfürsten von Litauen, Jogaila (1386), wurde die Personalunion Polens mit Litauen und die später daraus hervorgegangene Lubliner Union (Rzeczpospolita 1569–1795) begründet. Jogaila hatte sich taufen lassen, christianisierte sein Land, und wurde als Wladyslaw II. Jagiello König von Polen und Begründer der Dynastie der Jagiellonen. Damit gewannen das Großfürstentum Litauen und seine Hauptstadt Vilnius an europäischer Bedeutung. Es entstanden neue Wegeverbindungen zwischen Ost-, Mittel- und Westeuropa, die nunmehr über Jahrhunderte die Hauptstadt des Großherzogtums Litauen einbezogen.

Insbesondere die Strecke zwischen Krakow, der alten Hauptstadt Polens und noch immer wichtiges politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes, Lublin und Vilnius war in der Zeit der Rzeczpospolita eine der wichtigsten Teilstrecken im europäischen VIA REGIA-Korridor.




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