Weinernte in der Champagner-Region

Da die Via Regia durch mehrere Dörfer und Städte der Champagner Region führt, haben wir in diesem Jahr selbst an der Weinlese teilgenommen, um einen Einblick in dieses landschaftsprägende Ereignis zu gewinnen. Neben den Weinanbaugebieten in der Ukraine, Spanien und Deutschland ist Frankreich bekanntlich ebenso ein international renommiertes Weinland entlang der VIA REGIA und die Weinlese, sowie die anschließende Verarbeitung der Trauben zweifelsohne ein Ereignis.

In diesem Jahr hat die Weinernte in der Champagner Region schon sehr früh begonnen. Schon in der letzten Augustwoche sind die ersten ‚Leser’ in die Weinberge aufgebrochen, um Trauben zu schneiden.

Wir haben uns an der Weinernte der Familie Pouillot beteiligt, deren Weinberge sich in vier verschiedenen Dörfern im Marne Tal befinden:

Insgesamt haben 24 Personen die Trauben geschnitten, darüber hinaus waren 6 weitere Arbeiter für den Transport bis zur Weinpresse zuständig. Menschen unterschiedlichen Alters, beruflicher Ausbildung und Herkunft haben sich in den Weinbergen getroffen, um eine Woche lang Trauben zu schneiden. Die aufwändige Arbeit, über die wir berichten möchten, war nicht nur eine handwerkliche Tätigkeit, sondern ebenso eine intensive menschliche Begegnung und ein spannendes Erlebnis.

Ein normaler Tag in den Weinbergen...

Die Weinernte bei Familie Pouillot hat am Montag, dem 3. September begonnen. Schon morgens um 7 Uhr haben wir uns am Rathaus in Essômes-sur-Marne getroffen und fuhren gemeinsam in die Weinberge.

Jeder bekam eine sécateur (Gartenschere) und einen panier (Lesekorb). In 11 Zweierteams übernahmen wir jeweils eine sogenannte route (Strasse). Die zwei übrigen Personen leeren die Trauben der vollen Körbe in Kisten.
Im Gegensatz zur Bordeaux Region, in der die Trauben auch mit Maschinen geschnitten werden dürfen, muss man in der Champagner Region die Trauben mit dem Hand schneiden, Maschinen sind hier verboten.

Um 8 Uhr fangen wir an zu lesen und haben großes Glück, weil die Weinreben nicht nass sind. Um 9 Uhr treffen wir uns zur traditionellen casse-croûte am Fuße des Weinberges wieder, es gibt Kaffee und etwas zu Essen. Heute ist es in den Unternehmen selten geworden, diese, wie seit Jahrhunderten immer noch durchzuführen.

Ein richtiges französisches Mittagessen – natürlich mit Champagner als „apéritif“ – machen alle Mitarbeiter gemeinsam. Ungefähr gegen 17 Uhr ist unserer Arbeitstag zum Ende und die Gruppe läuft auseinander, den verschiedenen Herbergen entgegen.












Nachdem die Trauben geschnitten und in Kisten verstaut sind, werden diese mit dem Chenillard gestapelt und zum Traktor gebracht.
Bis 96 Kisten voller Weintrauben können auf einmal mit dem Traktor transportiert werden und man bekommt eine erste Ahnung von den Dimensionen des Verarbeitungsprozesses. Sobald die Kisten gesichert sind, fährt der Traktor mit seiner Ladung zur Weinpresse.
Im Fall der Familie Pouillot werden die Trauben an eine Champagner Firma verkauft, die ihre Früchte von vielen kleineren Unternehmen der Umgebung bezieht.

Zuerst werden die Trauben in die großen Weinpresse geschüttet. Die Arbeiter oben im Bild sind angegurtet, damit sie beim umfüllen nicht Gefahr laufen, selbst in die Presse zu stürzen.
Der Saft aus der Presse wird durch Schläuche in einem Rundweg bis in die Tanks geleitet. Dieser Grundsaft „mou“ endet in hohen Edelstahltanks, in denen er langsam durch einem natürlichen Gärungsprozess zu Champagner wird. Die Dimensionen dieser Behälter werden durch den Vergleich mit der Türhöhe im Bild sichtbar.
In der Halle selbst ist der Alkoholgehalt in der Luft so hoch, dass jeder, der sie betritt einen Sender tragen muss, der immer dann ein schrilles Piepen von sich gibt, sobald der Sauerstoffanteil im Raum lebensgefährlich gering wird...


Und in 5 Jahren gibt es den auch von uns geernteten Champagner! Text und Fotos: Marie Gaillard

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