„Rheinische Ausgrabungen“ Band 73:
„Aachen, Melaten. Der Friedhof des mittelalterlichen Leprosiums an der VIA REGIA“


Der Weg von Aachen nach Maastricht war einer der bedeutendsten Verkehrsverbindungen des Mittelalters und als Abschnitt der Brabanter Straße ein für den europäischen Ost-West-Verkehr wichtiger Weg im VIA REGIA-Korridor. Das Leprosorium Melaten lag etwa 4 km vom Aachener Königstor entfernt an der VIA REGIA. Die Bezeichnung VIA REGIA für den westlich von Aachen weiterführenden Streckenabschnitt nach Maastricht kommt erstmals in einer Urkunde vom 24. Februar 1234 vor, mit der Papst Gregor IX. allen Wohltätern für die Aussätzigen Aachens einen 40tägigen Ablass versprach. In der Tat war die große Zahl der vorüber ziehenden Pilger, Bauern, Soldaten, Kaufleute, Gesandten und Staatspersonen ein gewisser Garant für milde Gaben.

Das Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) hat unlängst die Dokumentation „Aachen, Melaten. Der Friedhof des mittelalterlichen Leprosiums an der VIA REGIA“ herausgegeben. Professor Andreas Prescher, Leiter des Instituts für Molekulare und Zelluläre Anatomie an der Uniklinik Aachen, und der Archäologe Paul Wagner, ehemaliger Außenstellenleiter des LVR-Amtes, haben auf beachtlichen 446 Seiten weitreichende Analysen veröffentlicht.

Das besondere an der Anlage in Aachen-Melaten, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und Mitte des 16. Jahrhunderts geschlossen wurde: Originale Bausubstanz und ein zugehöriger Friedhof boten optimale Bedingungen für die wissenschaftliche Erforschung der Lepra sowie der Lebenssituation jener Menschen, die dort – außerhalb der Stadtmauern – lebten, recht gut versorgt wurden und starben. 138 Skelette hat man gefunden und untersucht, rund 300 Personen wurden auf dem Friedhof begraben. Die Forscher haben genau hingesehen. War es wirklich Lepra? Es wurden typische Knochenveränderungen festgestellt, auch Knochenveränderungen und Lochdefekte.

Die Dokumentation von Andreas Prescher und Paul Wagner fasst 30-jährige Forschung über das mittelalterliche Lepra-Haus in Aachen-Melaten zusammen. Es ist in der Reihe „Rheinische Ausgrabungen“ Band 73, Verlag Philipp von Zabern, erschienen. (446 Seiten, 69,90 Euro, ISBN: 978-3-8053-5040-2)

(Abb.: Darstellung aus dem 12. Jahrhundert - Ein Leprakranker und ein Verkrüppelter vor einem Tor. Der Leprose hält eine dreiblättrige Klapper in der rechten und eine Schale in der linken Hand, er trägt einen breitkrempigen Hut, einen langen Mantel und Schuhe; die Lepraerkrankung wird auch durch Punkte im Gesicht, am Hals und an der Hand verdeutlicht. Quelle)