Noch bis zum 12. März 2017:
Kirchfahrer, Buschprediger, betende Kinder Ausstellung 500 Jahre evangelisches Leben
in Schlesien im Schlesischen Museum zu Görlitz


Zum Reformationsjubiläum 2017 zeigt das Schlesische Museum zu Görlitz noch bis zum 12. März eine deutsch- und polnischsprachige Wanderausstellung. Auf fünfzehn Tafeln wird die Geschichte des Protestantismus in Schlesien aufgezeigt. Informationen und Bilder von Ereignissen, Orten und Persönlichkeiten stellen die Entwicklung von den reformatorischen Anfängen im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart dar. Die Görlitzer Ausstellung ist Bestandteil eines größeren Projekts des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam mit dem Titel „Reformation im östlichen Europa“.
Schlesien gehörte seit 1348 zum Königreich Böhmen und stand am Vorabend der Reformation unter der Herrschaft der Jagiełłonen. In den Jahren 1518-1524 hat hier die reformatorische Bewegung immer mehr an Bedeutung gewonnen. In dieser Phase gab es sowohl Impulse aus Wittenberg, als auch aus Zürich. Eine große Rolle spielten dabei Täufer und „Schwärmer“, mit Kaspar von Schwenckfeld an der Spitze. 1526 kam Schlesien unter die Herrschaft der Habsburger. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren etwa 95% der Bevölkerung evangelisch (Lutheraner, Kalvinisten, Anhänger Kaspar von Schwenckfelds). Mit dem Prager Separatfrieden 1635 kam jedoch die „schlesische Religionsfreiheit“ zu Ende.

Auch in Schlesien strebten die Habsburger nun eine Rekatholisierung an. Sie setzten katholische Fürsten ein, die in ihren Landesteilen das Luthertum zurückdrängten. Zwar wurden die Lutheraner nicht gezwungen, das Land zu verlassen, aber 1653 wurden in den Erbfürstentümern, die direkt dem böhmischen König unterstanden, fast alle Kirchen rekatholisiert. Nachdem König Friedrich II. von Preußen 1740/41 Schlesien erobert hatte, gewährte er den Bewohnern vollständige Religionsfreiheit. So bekannten sich vor dem Zweiten Weltkrieg in Niederschlesien zwei Drittel der Bevölkerung zum evangelischen Glauben, während es in Oberschlesien nur noch eine kleine evangelische Minderheit gab.

Nach Kriegsende 1945 wurden die Deutschen vertrieben. Der Bevölkerungsaustausch führte zu einer Konfessionsverschiebung. Die polnische Bevölkerung Schlesiens gehört überwiegend der römisch-katholischen Kirche an. Nur 0,2 Prozent bekennen sich zur Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, die sich auf das evangelische Erbe Schlesiens beruft.

(Abb.: Wolf von Busewoy (1509-1563) war ein einflussreicher Förderer der Reformation im Herzogtum Liegnitz. Sein Porträt enthält ein Glaubensbekenntnis im Sinne der Lehre Martin Luthers. Unbekannter schlesischer Maler, 1550, Pfarrkirche in Bärsdorf-Trach bei Haynau/Parafia Niedźwiedzice, Foto: Dariusz Berdys, Quelle: http://www.schlesisches-museum.de)

Kontakt:
Schlesisches Museum zu Görlitz
Schönhof, Brüderstraße 8, 02826 Görlitz
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Web: www.schlesisches-museum.de