Teile der äußeren Erfurter Stadtbefestigung im Bereich des Brühler Tors und dem historischen Verlauf der VIA REGIA bei Bauarbeiten freigelegt

Im Laufe von Bauarbeiten an einem neuen Wohn- und Geschäftsquartier im Erfurter Stadtteil Brühl wurden die Reste der äußeren Stadtbefestigung freigelegt, in welche das Brühler Tor eingebunden war. Die Reste der Mauer wurden an der Brühler Straße / Ecke Bonemilchstraße entdeckt. Die VIA REGIA verlief durch das Krämpfer Tor im östlichen Teil der Stadtmauer, vom Wenigemarkt über die Krämerbrücke auf den Fischmarkt, weiter auf den damals bebauten Domplatz, bis hin zum Brühler Tor im Westen der Stadt und führte auf der Gothaer Straße weiter nach Gotha.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde unter schwedischer Besatzung  die Stadtmauer um 200 Meter nach hinten verlegt, da sich die Angriffstaktik geändert hatte und der schwedische Stadtkommandant fürchtete, der 40 Meter hohe Torturm könnte bei einem Angriff auf die Stadtmauer stürzen und die westliche Verteidigung der Stadt an dieser Stelle schwächen. Für den neuen Mauerabschnitt wurden vor allem Steine des abgerissenen Turms verwendet. Das Äußere Brühler Tor, versehen mit einem 40 Meter hohen Wehrturm, wurde 1615 erbaut. 1633 wurde der Turm von den Schweden abgetragen, 1634 erfolgte ein Teilneubau. Das Tor wurde 1873 bei der Entfestigung abgebrochen. 2002 wurde der Standort des Brühler Tores in der Brühler Straße wieder sichtbar gemacht.


Die Toranlage entstand nach 1633, zunächst in schlichter Ausführung mit zwei flankierenden Bastionen und ersetzte den Brühler Torturm. 1668 ließ es der Mainzer Erzbischof aufwendig mit barocker Pracht verschönern, da er bei seinen häufigen Erfurt-Besuchen auf der VIA REGIA durch dieses Tor ritt. Auch Napoleon I. nutze diese Torpassage mehrfach.

Westlich des am Ende der Johannesstraße erhaltenen Restes der Johannesmauer, die Teil der inneren Stadtbefestigung war, befand sich das Johannestor, wo heute die Gleise der Straßenbahnlinien 1 und 5 verlaufen.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Stadtmauer Johannestor Erfurt
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Es ist geplant, Teile der Stadtmauer zu erhalten (Nachtrag: Die Mauerreste wurden leider abgerissen.) oder zumindest den Verlauf der Stadtmauer auf dem fertiggestellten Baugelände kenntlich zu machen. Die Freilegung der Mauer machte auf ein gewaltiges Bauvorhaben aus dem 17. Jahrhundert aufmerksam, bei dem die Stadtmauer, die im Südwesten außerhalb des Gothaer Platzes verlief, um 200 Meter zurückversetzt wurde. Zu dem versetzten Mauerteil gehörte auch der 40 Meter hohe Brühler Turm, von dem der schwedische Stadtkommandant fürchtete, dass er bei einem Angriff auf die Mauer stürzen und die Verteidigung im Westen der Stadt dadurch erheblich schwächen könnte. Diesem Bauvorhaben musste ein ganzes Stadtviertel weichen. Reste der ursprünglichen Stadtmauer wurden in der Nähe des Alten Jüdischen Friedhofs an der Cyriakstraße entdeckt. Auch wurden im Laufe der Bauarbeiten ein mittelalterlicher Keller, in dem sich ein Schreibgriffel befand und eine mittelalterliche Straße freigelegt. Auf dem Baugelände wurden in DDR-Zeiten Häuser mit massiven Kellern errichtet und dabei mögliche weitere archäologische Spuren vernichtet.

Auch am Brühler Garten kann man noch einen Teil der inneren Stadtmauer finden.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Stadtmauer Brühl Erfurt
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Die innere und die äußere Stadtmauer

Die Erfurter Stadtbefestigung zählte bis zur Entfestigung im Jahre 1873 zu den stärksten Wehranlagen deutscher Städte und bestand aus zwei Mauerringen, die jeweils von einem Wassergraben umgeben waren. Den Verkehr hinein und heraus kontrollierten 11 Stadttore.
Im damaligen Norden der Stadt befand sich die Zitadelle Petersberg, welche in die Stadtbefestigung eingebettet war. Der Stadt vorgelagert waren zwei Forts, mehrere Revelins, Lünetten und Schanzen, sowie die Zitadelle Cyriaksburg. Um herannahende Feinde rechtzeitig zu bemerken, wurden im Erfurter Umland 16 Warttürme errichtet, von denen heute noch vier, die Hopfgartener Warte, Bienstädter Warte, Barkhäuser Warte, und der Wartturm Niederzimmern erhalten sind.
Diese gewaltige, über achthundert Jahre gewachsene Wehranlage weist auf die besondere strategische und geopolitische Bedeutung der Stadt hin, welche auch alle Stadtherren, wie die Erzbischöfe von Mainz, König Gustav II. Adolf von Schweden, Napoléon Bonaparte oder Preußens Könige erkannten und zu nutzen wussten.

Der Kupferstich von Matthäus Merian dem älteren zeigt die eindrucksvollen Befestigungsanlagen der Stadt Erfurt im Jahr 1650 am Ende der schwedischen Besatzungszeit.


Die ältere acht Kilometer lange innere Mauer war ungefähr einen Meter stark und zwischen drei und vier Meter hoch. Sie wurde 1066 fertiggestellt und sollte das damals dem Erzbistum Mainz zugehörige Erfurt vor Angriffen der Landgrafen Thüringens beschützen. Die Wehranlage umfasste acht Stadttore und wurde von 50 Türmen bewacht. Vor der Mauer befand sich ein gefluteter Wehrgraben - die Wilde Gera - und eine Zwingermauer, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde.

Reste des stadtseitigen Mauerrings der inneren Stadtbefestigung auf dem Gelände der Evangelischen Grundschule (alte Orthopädische Klinik) in der Regierungsstraße in Erfurt.
Foto: TOMMES-WIKI/Wikipedia
Titel: Mauer - Erfurt - 20120401
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Der offensichtliche Vorteil eines Wassergrabens bestand daraus, dass die Angreifer mit ihren Belagerungsmaschinen nicht bis an die Mauer vordringen konnten. Des Weiteren war es durch die Anbindung des Wassergrabens an ein fließendes Gewässer für die Angreifer auch nicht möglich, mittels Gräben (Sappen) an die Mauer oder mittels Stollen (Minen) unter die Mauer vorzudringen. Ein weiterer Vorteil eines von fließendem Wasser gefüllten Grabens war, dass das Wasser nicht faulig und somit der Entstehung von Krankheiten entgegengewirkt wurde. Auch konnte so die Sumpfbildung im Graben verhindert werden.

Die Schlösserbrücke, die sich zwischen Rathaus und Anger befindet, überquert den Breitstrom flussaufwärts der Krämerbrücke.
Foto: Störfix/Wikipedia
Titel: Erfurt-Schloesserbruecke-unterstrom
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Die Stadtmauer wurde 1165 von den Truppen des Landgrafen Ludwig II geschleift, war jedoch drei Jahre später wieder vollständig und verstärkt aufgebaut.
Die Stadt erlangte im Mittelalter durch Handel und Anbau von sowohl Färberwaid als auch Wein Macht und Reichtum. Im 14. und 15 Jahrhundert wuchs Erfurt nicht nur zur mittelalterlichen Großstadt, die an Größe nur von Köln, Nürnberg und Magdeburg übertroffen wurde, auch bildete die Stadt das Handelszentrum im mittleren Heiligen Römischen Reich, was seinen Ursprung im 13. Jahrhundert hatte, als sich der Weidmarkt Erfurts zu einem der größten des Reiches entwickelte.
Im Jahre 1325 wurde die ehemals hölzerne Konstruktion der Krämerbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt, an deren Brückenköpfen sich Kirchen mit Tordurchlässen befanden. Auf der Brücke befanden sich unbewohnte Fachwerkbuden, in denen Kaufläute Handel trieben, wie sie es schon in ihren Verkaufsbuden auf den hölzernen Vorgängerbrücken taten. Der Neubau der Brücke war aufgrund häufiger Brände nötig, so wurde die Brücke erstmals 1117 nach einem der vielen Brände erwähnt. Auch in den Jahren 1175, 1178, 1213, 1222,1245, 1265 und 1293 brannte die Krämerbrücke, worauf die Stadt 1293 alle Brückenrechte von den Klöstern erwarb, um einen soliden Neubau der Brücke durchzuführen.
In Folge der wirtschaftlichen Entwicklung ist es nicht verwunderlich, dass im 13. Jahrhundert die Stadtfläche zu klein wurde und der Bau eines äußeren Mauerrings erfolgte. Dieser umschloss die mit Vorstädten schon teilweise bebauten Flächen im Norden, Osten und Süden der Stadt, sowie das Erfurter Brühl. Durch die Einführung einer neuen Steuer, dem „Wallgeld“, konnte dieses Vorhaben realisiert werden.
Anfangs entstanden zwischen 1350 und 1387 lediglich die neuen Stadttore. Diese Tore waren vorerst noch nicht durch eine Mauer verbunden. Die äußere Stadtmauer entstand nach und nach und wurde 1480 fertiggestellt. Stadtseitig wurde die Mauer von einem Erdwall gestützt.

Der Breitstrom wird von der Krämerbrücke überquert, über welche die VIA REGIA führte. An beiden Brückenköpfen befanden sich Kirchen mit Tordurchfahrten. Im 19. Jahrhundert wurde die westliche Benediktkirche verkauft und abgerissen. Das Bild wurde vom Glockenturm der Ägidienkirche aus aufgenommen. Links im Bild sind die Dächer der nördlichen Brückenbebauung zu sehen.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Gera an der Krämerbrücke
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Durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), zehn Pestjahre, den Import von Indigo aus den Kolonien und die Verlegung der Handelswege kamen Waid- und Weinanbau zum Erliegen, was der Stadt sehr schadete.
Heute erinnern mehrere Straßennamen an den Handel und Anbau von Färberwaid, so befindet sich beispielsweise nördlich des Johannestores der Waidmühlenweg und in einem Neubaugebiet im Erfurter Süden der Färberwaidweg.
Nach Fertigstellung der äußeren Wallanlage wurden die Stadttore mit den Jahren weiter befestigt und 27 Wehrtürme in die neue Stadtmauer eingefügt. Auch vor dieser Mauer wurde ein Wehrgraben angelegt, der ebenfalls an die Gera angeschlossen war.
Das System aus Wassergräben diente seit jeher auch zum Schutz vor Hochwasser, bis das preußische Militär dies 1815 nach der Eingliederung Erfurts in das Königreich Preußen untersagte, da dadurch Schäden an den Mauerbauwerken entstanden. Auch wurde es zur Brauchwasserversorgung der Stadt genutzt und ermöglichte den Betrieb von ehemals bis zu 60 Mühlen, worauf der Name des Walkstroms hindeutet, an dem sich wohl eine Walkmühle befand, die zur Tuchveredelung oder zum Gerben von Leder diente.

Der Durchlass der inneren Stadtmauer für den Walkstrom befindet sich zwischen dem Mauerrest im Brühler Garten und dem Anfang der Regierungsstraße.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Walkstrom unter Stadtmauer Erfurt
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Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die äußere Stadtbefestigung noch einmal erheblich erweitert. Um dies zu ermöglichen ließen die schwedischen Besatzer einige Pfarrkirchen in der Erfurter Altstadt abreißen, um mit den dadurch verfügbaren Steinen die Stadtmauer zu verstärken.

Die Cyriaksburg befand sich außerhalb der Stadt und sollte die Verteidigung Erfurts im Westen verstärken. Des Weiteren waren der Stadt mehrere Schanzen und Werke sowie zwei Forts vorgelagert.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Luftbild ZitadelleCyriaksburg
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Zitadelle Cyriaksburg

Ebenfalls 1480, als die äußere Stadtmauer fertiggestellt wurde, begann der Bau an der Cyriaksburg, die der Stadt vorgelagert war. Wie die Zitadelle Petersberg ging auch die Cyriaksburg aus einem Kloster hervor, welches 743 als St. Paul neben der Severikirche auf dem Domberg gegründet und im Jahre 1123 aus Platzmangel unter neuem Namen auf den Cyriaksberg verlegt wurde. Das Cyriakskloster war ein Nonnenkloster des Benediktinerordens, benannt nach dem heiligen Cyriakus. Eine erste Besiedelung des Berges fand allerdings wahrscheinlich schon vor 7000 Jahren statt, da die fruchtbaren Geraniederungen und die beherrschende Lage des Hügels dafür gute Voraussetzungen boten.
Da die wirtschaftliche und politische Macht der Stadt im Hoch- und Spätmittelalter wuchs, wurde Erfurt in verschiedene Konflikte verwickelt.

Heute ist eine mittelalterliche Klosterküche, die an die Ursprünge des Gartenbaus und den Standort des Cyriaksklosters erinnert, Teil der Dauerausstellung des Deutschen Gartenbaumuseums in der Defensionskaserne der Cyriaksburg.
Foto: Hans-Peter Szyszka
Titel: Klosterküche-k
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So wurde die Stadt beispielsweise 1375 mit kaiserlicher Acht durch Kaiser Karl IV. und einem päpstlichen Interdikt belegt, da sich Erfurt dem Grafen Adolf von Nassau anschloss, der vom Mainzer Domkapitel zum Nachfolger des Mainzer Erzbischofs Johann von Luxemburg gewählt wurde. Der Kaiser und der Papst Gregor XI. aber hatten sich auf den Bruder des Thüringer Landgrafen Friedrich dem Strengen geeinigt. Daraus folgte eine Belagerung Erfurts durch böhmische und landgräfliche Truppen, bei der das Umland verwüstet und der Cyriaksberg eingenommen wurde, um die Stadt von hier aus unter Beschuss zu nehmen. Trotz siebenwöchiger Belagerung konnten die Angreifer Erfurt nicht einnehmen. Erst als der Kaiser vor Ort Verhandlungen aufnahm, kam es zum Frieden. Die Reichsacht blieb dennoch bis 1382 bestehen.

Die Zitadelle Cyriaksburg entwickelte sich von einer mittelalterlichen Burg mit einer Bürgerwehr als Besatzung zu einer Zitadelle der Neuzeit, welche die größte Stärke nach dem Ausbau durch die Preußen aufwies.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Lageplan ZitadelleCyriaksburg
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Die Stadt verstärkte als Folge dieses Ereignisses die westliche Verteidigung durch den Bau des Pförtchenturms und des Brühler Turms. Die politischen Unruhen hielten in den folgenden Jahrhunderten an und sowohl der Kaiser als auch der Papst verloren an Einfluss, so dass Erfurt an Selbstständigkeit gewann und - wie andere Städte auch - zunehmend selbst für den Schutz verantwortlich war.
Der Erfurter Rat beschloss daher, auf dem Cyriaksberg eine Burg zu errichten, um dadurch das Geratal und die Straße nach Gotha und Nordhausen zu kontrollieren. Der Papst gab 1478 sein Einverständnis für eine Verlegung des Klosters, auch der Kaiser erteile zwei Jahre später am 14. Mai die Baugenehmigung für den Bau der Burg.

Der Turm B/Geschützturm A wurde 1528 errichtet. Ursprünglich sollten vier Türme gebaut werden. Aus Geldmangel wurden aber nur zwei realisiert.
Foto: Grimba-Photo
Titel: Egapark Erfurt Sternwarte
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Da sich sowohl der Kurfürst und Mainzer Erzbischof Dieter von Isenburg als auch der Kurfürst Ernst von Sachsen durch das Vorhaben der Erfurter übergangen fühlten, ließen sie die Handelsstraßen außerhalb Thüringens für Erfurter Kaufleute sperren. Wenig später starb mit Wilhelm III. Erzherzog von Sachsen ein wichtiger Beschützer der Stadt.
Darauf gab Erfurt seinen Widerstand auf und musste in Folge der Friedensbeschlüsse von Amorbach (1483) und von Weimar (1483) Kurmainz als Landesherren anerkennen und sowohl Schutzgelder als auch Territorien an Kursachsen abtreten. Beide Parteien billigten die Cyriaksburg im Nachhinein, deren Bau sich aber wegen der hohen Geldzahlungen verzögerte.

Im ehemaligen Festungshof der Cyriaksburg befindet sich heute eine Waidmühle als Exponat des Deutschen Gartenbaumuseums. Mit solchen Mühlen wurde das nach der Ernte gewaschene und anschließend bei der Trocknung angewelkte Färberwaid zu Waidmus zerquetscht. Dieses wurde zu faustgroßen Waidballen geformt, getrocknet und an die Waidhändler verkauft, worauf es dann durch Gärung zum Farbstoff Indigo weiterverarbeitet wurde.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Waidmühle
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Bis 1488 entstanden deshalb nur die Fundamente, der trockene Wallgraben und ein Teil der westlichen Ringmauer. Erst ab 1514 wurden die Arbeiten fortgesetzt. Zwischen 1528 und 1530 wurden die zwei Türme mit Schießscharten und der Festungsbrunnen errichtet. Vermutlich aus Kostengründen wurden die beiden ursprünglich geplanten östlichen Türme nicht realisiert. Ab 1530 wurde die Burg mit einer Bürgerwehr besetzt und in die Stadtverteidigung eingegliedert. 1535 erfolgte die Fertigstellung der Ringmauer mit Schießscharten und einer Ziegelbedachung. Die östliche Seite blieb aber weiterhin offen. Im Schmalkaldischen Krieg wurde die Cyriaksburg während der Jahre 1546 und 1547 durch Truppenteile des Herzogs Moritz von Sachsen besetzt, da Erfurt diesen zuvor den Einlass verweigert hatte.
Erst 1604 wurde die Ostseite mit der Errichtung eines Kehlgebäudes, das als Kommandantenhaus diente, geschlossen. Etwa zur selben Zeit wurde auch die Wehrordnung der Burg geändert und diese mit einer ständigen Besatzung versehen.

Während der 1950er Jahre wurde das Gelände um die Cyriaksburg zu einem Kulturpark mit einer Freiluftbühne im ehemaligen Steinbruch ausgebaut.
Foto: Bundesarchiv
Titel: Bild 183-20795-0144
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Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Erfurt 1631 durch schwedische Unionstruppen besetzt und die Cyriaksburg auf Befehl von Gustav Adolf II. von Schweden, der die strategische Bedeutung der Stadt Erfurt mit ihren gut ausgebauten Wehranlagen erkannte, durch den Erfurter Festungsbaumeister Casper Vogell und den Ingenieur Otto von Guericke zur Zitadelle ausgebaut. Dabei wurde die Innenseite der Ringmauer mit Erde abgestützt und vor dem Wallgraben ein abgestufter Erdwall mit Palisaden angelegt. In den letzten Jahren unter schwedischer Besatzung ergänzte man die Festungsverteidigung mit einem Ravelin vor jeder Seite der Festung und jeweils einer Traverse vor den beiden Türmen.

Die Federzeichnung Samuel Fritz' von ca. 1670 zeigt den Zustand der Cyriaksburg nach dem abgeschlossenen Ausbau zur Zitadelle, der auf Befehl von Gustav II. Adolf von Schweden erfolgte.


Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648, eingeleitet durch den Westfälischen Frieden, sollte Erfurt aufgrund alter Gebietsansprüche wieder in das Kurfürstentum Mainz eingegliedert werden, was die Stadt aber verweigerte, um ihre Selbstständigkeit zu wahren. 1664 zwangen kurmainzische und verbündete französische Truppen Erfurt zur Aufgabe und besetzten die Stadt und die ihr vorgelagerte Zitadelle. Ursprünglich sah der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn vor, die Befestigungen auf dem Cyriaksberg zu modernisieren, konzentrierte sich zunächst aber auf den Bau der Zitadelle Petersberg. Da hierdurch die Cyriaksburg stark an Bedeutung verlor, beschränkten sich die Ausbauarbeiten auf die Errichtung eines Erdkavaliers, einer zweistöckigen Kaserne sowie eines gedeckten Laufgrabens zum Petersberg. Der auf drei Seiten geschlossene Kavalier, der die umliegende Ringmauer ein wenig überragte, schütze das Kasernengebäude, das Brunnenhaus und die kleine Burgkapelle. In der rechten Flanke befand sich eine Kasematte und auf der Westseite mehrere über Rampen erreichbare Geschützstände.

Der Turm A/Geschützturm II wurde 1530 errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die beiden Türme der Cyriaksburg als Plattform für Flak-Geschütze.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: GeschützturmII
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Wegen der hohen Kosten für notwendige Reparaturen und neuer militärischer Entwicklungen zog die Stadt Erfurt 1760 eine Schleifung der Zitadelle in Erwägung, was der Kurfürst und Mainzer Erzbischof Johann Friedrich Karl von Oststein aber wegen der unsicheren politischen Lage zu dieser Zeit ablehnte.
In Folge des deutsch-französischen Sondervertrags von 1802 bekam Preußen als Entschädigung für verlorene Gebiete westlich des Rheinufers unter anderem das Eichsfeld und die Stadt Erfurt zugesprochen, woraufhin preußische Truppen Erfurt mit den beiden Zitadellen besetzten. Die Cyriaksburg befand sich damals in einem verwahrlosten Zustand, an dem die Preußen aber nichts änderten. Nach Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Preußen im Jahre 1806 wurden lediglich Baracken und kleine Palisadentambours vor der Festungsmauer errichtet.

Die Terrassenbatterie (1842 errichtet) befindet sich ca. 100 Meter östlich der Cyriaksburg, dem Friedenspulvermagazin (ebenfalls 1842 errichtet) vorgelagert. Von hier aus konnten das Geratal und der Steiger beschossen werden. Nach der Entfestigung 1873 lag eine Nutzung der Batterie als Aussichtspunkt nahe. Im Laufe der Vorbereitungen zur iga '61 stellte man hier eine Replik des Mahnmals „Der Rufer“ auf. Das Original von Fritz Cremer befindet sich im Vernichtungslager Buchenwald, das man von der Terrassenbatterie aus sehen kann. Fortan wurde der Aussichtspunkt in den Führern der iga Buchenwaldblick genannt.
Foto: Grimba-Photo
Titel: Egapark Erfurt Buchenwaldblick
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Am 18. Oktober 1806 kapitulierte Erfurt nach der Schlacht von Jena und Auerstädt vor den napoleonischen Truppen. In den Anfangsjahren der Besatzung kümmerten sich auch die Franzosen nicht um die Instandsetzung der Festung. Im Gegenteil - so verkauften sie wertvolles Inventar und beschädigten bei der Suche nach einem Schatz, der sich laut einer Sage seit der Zeit des Cyriaksklosters in den Mauern der Cyriaksburg befinden sollte, die östliche und südwestliche Festungsmauer schwer durch deren Abtragung. Als sie erkannten, dass beide Mauern erst im 17. Jahrhundert errichtet worden waren, fehlte das Geld um die notwendigen Reparaturen durchzuführen, weshalb sie die Burgkapelle abrissen um deren Steine zu verkaufen.
Erst nach dem verlorenen Russlandfeldzug begannen die Franzosen mit der Instandsetzung der Festung, wobei sie sich auf den Ausbau des Glacis, die bombensichere Deckung der Türme sowie die Errichtung eines gedeckten Weges mit Grabenkoffer zur Zitadelle Petersberg konzentrierten.
Bei einer Besichtigung der Cyriaksburg am 6. April 1813 war Napoléon Bonaparte mit den Arbeiten unzufrieden und ließ das Gebiet Dreibrunnen abholzen und unter Wasser setzen, um einen Angriff von hier auf die Zitadelle zu erschweren.

Im nördlichen der beiden Kanonenhöfe, welche die Defensionskaserne flankieren, befindet sich ein Kräutergarten des Deutschen Gartenbaumuseums.
Foto: Annette Kummer
Titel: Kräutergarten
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Nach der Völkerschlacht bei Leipzig sammelten sich Teile der geschlagenen französischen Armee in Erfurt. Der Generalfeldmarschall Alexandre d'Alton leitete am 25 Oktober 1813 die Blockade mit der Schließung der Tore und Verkaufsläden ein. Drei Tage später hatte ein 34.900 Mann starkes Belagerungskorps, bestehend aus preußischen, österreichischen und russischen Truppenteilen die Stadt von allen Seiten eingeschlossen und in den umliegenden Dörfern Artillerie aufgestellt.
Die 800 Mann starke Besatzung der Cyriaksburg konnte die ersten preußischen Angriffe im November noch abwehren.
Am 6. Mai 1814 schließlich gaben die Franzosen die Blockade der Stadt und am 7. Mai die Besetzung des Cyriaksberges auf.
Nach der friedlichen Übernahme fanden die preußischen Truppen die Zitadelle in einem baufälligen Zustand vor, was sich vor allem bei den Gebäuden und der verfallenen Bogenmauer zeigte.

Ursprünglich verfügte die Zitadelle Cyriaksburg über zwei Seitenkaponnieren, die beide 1829 von den Preußen errichtet wurden. Die nördliche wurde während der 1950er Jahren abgerissen, in der südlichen Seitenkaponniere befindet sich heute ein Weinrestaurant.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: SeitenkaponniereII
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Der Wiener Kongress sprach den Preußen unter anderem die Provinz Sachsen und die Stadt Erfurt zu. Damit gehörte Erfurt zu den südlichsten Befestigungsanlagen des Königreiches und sollte deshalb als Festung ersten Ranges mit den beiden Zitadellen ausgebaut werden.
Den Ausbau der Cyriaksburg übernahm der Ingenieurleutnant vom Platze Johann Pientka. Die Zitadelle wurde im Zeitraum zwischen 1824 bis 1830 nach dem neupreußischen System verstärkt, wobei zunächst der Festungsgraben vertieft und die Gebäude im Festungsinneren abgerissen wurden.

Nachdem die Preußen die Zitadelle Cyriaksburg am 7. Mai 1814 von den französischen Truppen übernommen hatten, befand sich die Anlage in einem verwahrlosten Zustand. Die Defensionskaserne wurde daraufhin im Zuge von Modernisierungsarbeiten errichtet, bei denen die Cyriaksburg nach dem neupreußischen System verstärkt wurde. Heute befindet sich in den Räumen der Defensionskaserne das Deutsche Gartenbaumuseum.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Defensionskaserne 3
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1826 wurde die Defensionskaserne fertiggestellt, ein Jahr später die beiden Kanonenhöfe an den Flanken der Kaserne sowie die Grabenkaponnieren I und II. In den Jahren darauf folgten ein Turmreduit, der für damalige Verhältnisse bombensichere Ausbau der Türme, die Kontereskarpenmauer im Festungsgraben, die beiden Eckbatterien und die Seitenkaponnieren I und II, mit denen der Graben durch Tore in verschiedene Bereiche unterteilt werden konnte. 1829 wurde der gedeckte Weg reguliert, die Kehlkaponniere mit ihren beiden Zugbrücken vollendet und eine unterirdische Brunnenkammer mit einem Kuppelgewölbe errichtet, die über einen Gang mit der Defensionskaserne verbunden war.
1830 korrigierte man den Erdkavalier, und errichtete dabei in der Mitte der Front die mit Schießscharten versehene Hohltraverse I, eine Kriegslatrine sowie weitere Hohlräume in den Flanken.
1842 endeten die Modernisierungsmaßnahmen schließlich mit dem Bau des Friedenspulvermagazins Nr. 7 und der Terassenbatterie unterhalb der Seitenkaponniere II. Die unteren Geschosse des Turmreduits und der Erd-, Eckbatterien besaßen Zugänge zu einem unterirdischen Konterminensystem, welches in das umliegende Terrain führte und die Unterminierung durch feindliche Mineure verhindern sollte. Nach diesen umfangreichen Ausbauarbeiten galt die Festung bis zur Einführung der gezogenen Geschütze in den 1870er Jahren als uneinnehmbar.

Mit der Modernisierung der Zitadelle Cyriaksburg durch die Preußen war eine eine beeindruckende Festungsanlage entstanden, die bis zur Einführung der gezogenen Geschütze als uneinnehmbar galt.


Nach der Reichsgründung 1871 verlor die Festung, wie viele andere auch, an Bedeutung, da aus potentiellen Gegnern nun Verbündete geworden waren. Mit der Entfestigung deutscher Städte 1873, wurde auch die Cyriaksburg auf Befehl Kaiser Wilhelms I. zurückgebaut, wobei die Ringmauer, der Erdkavalier, die Zugbrücken und die Tambours abgerissen wurden. Auch wurden die Wallgräben bis auf den Ostteil zugeschüttet.
Bis Ende des Ersten Weltkrieges wurden die Kasernen weiterhin als Truppenunterkunft genutzt und aus Platzmangel sogar um einige Baracken erweitert.

Die Wasserachse des egaparks wurde von dem Landschaftsarchitekten Walter Funcke im Vorfeld der Eröffnung der iga '61 entworfen. Sie verbindet das historische Parkgelände um die Cyriaksburg mit dem Ausstellungsgelände der iga '61. Im Hintergrund sieht man den Turm B/Geschützturm I mit der 1950 eröffneten Sternwarte.
Foto: Grimba-Photo
Titel: Egapark Erfurt Wasserachse
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Bereits 1885 wurden Teile des Festungsgeländes auf Betreiben des Erfurter Verschönerungsvereins zu einer Gartenanlage umgestaltet.
1919 erwarb die Stadt Erfurt die Zitadelle mit dem dazugehörigen Gelände und nutze es für mehrere Ausstellungen und Gartenschauen.
Vier Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges baute man den südwestlichen Turm zu einem Aussichtsturm um, der im Krieg, wie auch der andere Turm als Plattform für Flak-Geschütze diente. Die Festungsgewölbe dienten als Luftschutzkeller.

Ausblick vom 1935 zum Aussichtsturm umgebauten Turm A/Geschützturm II über den Kulturpark auf dem Gelände um die Cyriaksburg.
Foto: Bundesarchiv
Titel: Bild 183-20795-0137
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Während der ersten Jahre der DDR-Zeit fanden auf dem Gelände um die Festung mehrere Gartenbauausstellungen statt. Wenige Zeit später wurden das Gelände und der Burghof zu einem Kulturpark mit einer Freilichtbühne im ehemaligen Steinbruch ausgebaut und im nordwestlichen Turm eine Sternwarte eingerichtet.

Im Juli des Jahres 1950 wurde im Rahmen der ersten Gartenschau „Erfurt Blüht“ im nördlichen Turm B/Geschützturm I die Volkssternwarte eröffnet, die mit mehreren zehntausend Besuchern jährlich, zu den erfolgreichsten ihrer Art in der DDR zählte. Bis heute ist sie die einzige öffentliche Sternwarte in der Geburtsstadt des bedeutenden Astronomen Johann Hieronymus Schroeter (1745-1816), der genaueste Planetenbeobachtungen durchführte, detaillierte Mondkarten anfertigte und große Spiegelteleskope baute.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: GeschützturmI
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In den Räumen der Defensionskaserne befindet sich seit 1961 das Deutsche Gartenbaumuseum, das mit der I. Internationalen Gartenschau sozialistischer Länder (iga '61) eröffnet wurde. Damit knüpfte man an die lange Tradition des Färberwaidanbaus im Mittelalter und der Blumenzucht während des 19. Jahrhunderts in der Blumenstadt an.

Bei der Neugestaltung des Freizeitbereiches der iga entstand mit dem multifunktionalen Veranstaltungspavillon nach dem Entwurf von Klaus Thiele ein wichtiges repräsentatives Bauwerk der DDR-Architekturmoderne und ein, auch heute noch, wesentliches Element des Ausstellungsgeländes.
Foto: Grimba-Photo
Titel: Egapark Erfurt Pavillon
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1992 beschloss man eine Umkonzeptionierung des Museums, die mit einem Um- und Ausbau verbunden war. Im Jahr 2000 wurde das Deutsche Gartenbaumuseum mit einer modernen und erlebnisorientierten Gestaltung wieder eröffnet. Nach der Wende entstand aus der iga der egapark und ab 1995 begann man die Gebäude der Cyriaksburg zu restaurieren. Der südwestliche Turm wurde mit einer als Stahlkonstruktion ausgeführten Aussichtsplattform ausgestattet und der 40 Meter tiefe Festungsbrunnen, der über einen Gang mit der Defensionskaserne verbunden ist, für Besucher zugänglich gemacht. Des Weiteren sind noch Reste der Graben- und Wallanlage sowie ein Stück der rekonstruierten südöstlichen Festungsmauer erhalten.

Der südliche Wachturm, der heute als Aussichtsturm dient, ist durch die rekonstruierte südöstliche Festungsmauer wieder mit der Defensionskaserne verbunden. Das Bild wurde vom Dach der Grabenkponniere II aus aufgenommen.
Foto: Grimba-Photo
Titel: Egapark Erfurt Aussichtsturm
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Der Petersberg

Im Jahre 1665 begann der Bau an der Zitadelle Petersberg, die als Zwingburg gegen die Bewohner der Stadt diente. Die Geschichte des Petersberges reicht aber, wie auch die der Zitadelle Cyriaksburg, viel weiter zurück und beginnt vermutlich mit einer ersten Besiedlung während der Steinzeit. In den Jahrhunderten vor Christus nutzten die Kelten den Petersberg wohl als Wallburg, bis sie von den Germanen vertrieben wurden, die dort wahrscheinlich eine Fluchtburg sowie eine Kultstätte für den germanischen Wettergott Donar (kontinentalgermanisch für Thor) errichteten.

Eine Luftaufnahme des Petersberges aus dem Jahr 2006. Am linken Bildrand ist das Bundesarbeitsgericht zu sehen, der Domplatz mit dem Kirchenensemble Dom-Severi unten rechts. Zentral im Bild befindet sich das Peterstor, welches unter dem Kommandantenhaus hindurch auf das Festungsgelände führt.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: LuftbildPetersberg
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Nach dem Sieg der Franken und Sachsen über die Altthüringer errichteten diese eine Königspfalz, um die sich in Erfurt kreuzenden Handelsstraßen zu beherrschen und den aus Osten vordringenden Slaven Einhalt zu gebieten. Auch gründeten sie eine erste geistliche Siedlung, woraus später ein Kollegiatstift entstand.
Karl der Große ließ auf dem Petersberg einen Sitz für einen Königsboten errichten, dessen Hauptaufgabe darin bestand die VIA REGIA zu schützen.

Die Besiedlungsgeschichte des Petersberges reicht bis in die Steinzeit zurück. Später nutzten die Kelten und Germanen den Petersberg wahrscheinlich als Wall-und Fluchtburg sowie als Kultstätte.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: GrundrißPetersberg
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746 gründete der Missionar Bonifatius das Bistum Erfurt und vereinte es im Jahre 755 mit dem Bistum Mainz, nachdem er zum Missionserzbischof ernannt worden war und Mainz ebenfalls 746 als Bischofssitz erhalten hatte.
1060 wandelte der Mainzer Erzbischof Siegfried I. das Kollegiatstift in ein Benediktinerkloster um. Es entstand das Kloster St. Peter und Paul oder auch Peterskloster.
Bei einem Feldzug des Kaisers Heinrich IV gegen die papsttreuen Kirchenfürsten wurde das Peterskloster 1080 durch einen Stadtbrand zerstört.
Erst Anfang des 12. Jahrhunderts erfolgte der Wiederaufbau des Klosters mit einer neuen Klosterkirche, der Peterskirche. Diese war einst die größte romanische Klosterkirche Thüringens.
Durch die engen Beziehungen zur benachbarten Königspflalz beherbergte das Kloster im Laufe seiner Geschichte mehrere Könige und Kaiser, wie König Rudolf I. oder Kaiser Friedrich I. Barbarossa, dem sich Heinrich der Löwe 1181 in der Peterskirche unterwarf.

Die Bastion Franz im Osten der Anlage wurde 1680 errichtet. Das runde Gebäude ist ein Treppenturm von 1828, dahinter befindet sich das Kriegspulvermagazin Nr. 1, welches 1820 errichtet wurde.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: BastionFranz 2
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1437 wurden die Befestigungen des Petersberges gegen mögliche Angriffe der Hussiten, Anhänger des 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichteten Reformator Jan Hus, verstärkt.
Auch befand sich vermutlich die erste Buchdruckmaschine Thüringens im Peterskloster. Aufgrund der lutherschen Reformation, die 1517 ihren Anfang nahm, brach 1525 der Bauernkrieg aus, in dessen Verlauf aufständische Bauern und Bürger aus der Region Erfurt das Peterskloster besetzten und als Zentrum für die Gegenreformation nutzten.

Das Peterstor, das unter dem Kommandantenhaus hindurchführt, wurde nach einem Entwurf Antonio Petrinis im Zeitraum von 1665 und 1668 während des ersten Bauabschnittes errichtet. Zu dieser Zeit wurden die neuen Festungsmauern mit der alten Stadtbefestigung verbunden.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Peterstor 1
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Als Erfurt während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden besetzt wurde, planten diese auf dem Petersberg ein Kastell mit eigener Besatzung zu errichten, was aber nicht realisiert wurde.
Stattdessen legte man im Südwesten des Berges durch den Baumeister Otto von Guericke ein Hornwerk an.
Während der Besatzungszeit wurde das Peterskloster in ein protestantisches Kloster umgewandelt.
Nach Kriegsende im Jahre 1648 weigerte sich Erfurt wieder in das Kurfürstentum Mainz eingegliedert zu werden.
Erst 1664 gelang es französischen und kurmainzischen Truppen Erfurt zum Einlenken zu zwingen, worauf der Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Johann Phillip von Schönborn, beschloss, auf dem Petersberg eine Zitadelle zu errichten, um zukünftigen Aufständen vorzubeugen.

Die Obere Kaserne/Kaserne A stammt aus der Zeit der ersten Bauphase der Zitadelle Petersberg. Sie war eine von drei während des ersten Bauabschnitts errichteten Kasernen und wurde 1675 fertiggestellt. Heute befinden sich in dem ehemaligen Kasernengebäude Wohnungen.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: ObereKaserne
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Der Bau der Festung verlief in drei Phasen. Die Grundsteinlegung der Zitadelle, die anfangs noch Citadelle Johann Philippsburg hieß, erfolgte am 1. Juni 1665. Bis 1669 verrichteten Erfurter Bauern ihren Frondienst und erbauten unter der Leitung des Ingenieurs Wilhelm Schneider zusammen mit italienischen Steinmetzen die vier der Stadt zugewandten Bastionen Martin, Philipp, Leonhard und Kilian im neuitalienischen Stil sowie - nach einem Entwurf Antonio Petrinis - das Peterstor mit dem Kommandantenhaus. Die neu entstandene Festungsmauer wurde dabei mit der bestehenden Stadtmauer verbunden und mit Konterminen, auch Horchgänge genannt, versehen. Dort patrouillierende Soldaten sollten im Belagerungsfall feindliche Mineure aufspüren und an ihrem Zerstörungswerk hindern.
Die restlichen vier Bastionen Johann, Michael, Gabriel und Franz, die Untere, Obere sowie die Artilleriekaserne und die beiden Ravelins Anselm und Lothar - Vorwerke in Form von Wallschilden vor den Kurtinen (Verbindungsmauer zwischen zwei Bastionen), zu deren Schutz - wurden zwischen 1675 und 1700 erbaut. Da es während des Baus immer wieder zu Verzögerungen kam, war die Festung erst 1702, nach 37 Jahren, von allen Seiten umschlossen und der erste Bauabschnitt vollendet.

Kommandantenhaus (errichtet 1669) mit dem Peterstor (1666-668) und der Petersbrücke (1670), am Eingang der Zitadelle Petersberg.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Kommandantenhaus
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Der zweite Bauabschnitt wurde im Jahre 1707 aufgrund des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) eingeleitet, in dessen Folge das Königreich Schweden die nördlichen Gebiete des Mainzer Kurfürstentums bedrohte, zu denen auch Erfurt zählte. Dafür wurde der Festungsbaumeister Maximilian von Welsch engagiert, der den Schwerpunkt, nach Vorbild des französischen Festungsbaumeisters Vauban, auf den Ausbau der Vorfestungen und der Grabenverteidigung legte.
Daraufhin wurden zwei Lünetten, die Ravelins Wilhelm und Peter mit kurzen Wallstücken (1708) sowie ein neues Hornwerk (1725-1728) vor der Bastion Gabriel errichtet. Vermutlich stützten sich die Arbeiten auf die ursprünglichen Baupläne der Festung.
Außerdem ließ er einen großen Festungsgraben mit einem gestaffelten Palisadensystem anlegen und die Konterminen im Mauerwerk weiter ausbauen. Vor dem Ravelin Peter wurde ein Wachgebäude (1735) errichtet, um den Zugang zur Hauptfestung besser kontrollieren zu können.
1737 endete die zweite Bauphase mit der Fertigstellung zweier Geschützkasematten in den Bastionen Philipp und Johann in Richtung der Bastion Franz. Wegen der hohen laufenden Kosten und sich ändernden militärischen Entwicklungen wurde in den 1770er Jahren, wie auch bei der benachbarten Zitadelle Cyriaksburg, über eine Schleifung der Anlage nachgedacht, dies aber mit Ausbruch des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778-1779) verworfen.

Das rekonstruierte, ursprünglich 1708 während der zweiten Bauphase errichtete Ravelin Peter, von der Bastion Kilian aus fotografiert. Es wurde bei der Entfestigung nach Gründung des Deutschen Reiches abgetragen. Heute führt der Zugang vom Domplatz über das Ravelin in die Festung.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: RavlinPeter 2
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1802 besetzten preußische Truppen auch den Petersberg. Um mehr Raum für eine wesentlich größere Besatzung zu schaffen, lösten sie noch im selben Jahr das Peterskloster auf. Auch sollte die Festung wegen ihrer wichtigen geopolitischen Lage erneuert werden. Dies wurde aber erst nach Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Preußen in die Tat umgesetzt, vorher waren nur kleinere Reparaturen vorgenommen worden. Bei diesem Ausbau legte man das Augenmerk auf die Errichtung neuer Palisadenwände mit einem dahinterliegenden Glacis (Schanze).
Auch wurde für den Belagerungsfall ein Lebensmittelvorrat für einen Monat angelegt. Nachdem die Preußen bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt unterlegen waren, zogen sich Teile des zerschlagenen Heeres in die Festung Petersberg zurück, kapitulierten aber bereits einen Tag später am 18. Oktober 1806 auf Befehl von Prinz Wilhelm von Oranien und übergaben die Zitadelle an die napoleonischen Truppen.
Am 23. Juni 1807 erreichte Napoléon Bonaparte Erfurt, um Stadt und Zitadelle seinem direkten Befehl zu unterstellen. Ein Jahr darauf tagte der Erfurter Fürstenkongress auch auf dem Petersberg. Zu den Teilnehmern zählte unter anderem der russische Zar Alexander I.
Nachdem Napoléon in den folgenden Jahren die uneingeschränkte Macht in Süd- und Mitteleuropa erlangt hatte, wurde abermals über eine Schleifung der Festung nachgedacht. Eine Wendung leitete erst der 1812 verlorene Russlandfeldzug ein und am 24. Februar 1813 wurde der Belagerungszustand ausgerufen, in dessen Folge viele Dächer bombensicher eingedeckt, der Glacis erneuert und Traversen errichtet wurden, um die Einsicht von außen zu erschweren. In der zum Magazin umgewandelten Peterskirche lagerte man Vorräte für die 2000 Mann starke Besatzung und deren Pferde ein, die ein halbes Jahr ausreichen sollten.

Die Südostseite der Bastion Martin im südlichen Teil der Zitadelle Petersberg. Die Bastion wurde 1668 errichtet.
Foto: TOMMES-WIKI/Wikipedia
Titel: 2014 in Erfurt - 2014-05-31 - 10
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Nach der Niederlage des französischen Heeres in der Völkerschlacht bei Leipzig sollte Erfurt den sich zurückziehenden napoleonischen Truppen als Sammelpunkt und erstes Widerstandszentrum gegen die Verfolger dienen. Daraufhin wurde Erfurt von russischen, österreichischen und preußischen Truppen eng umstellt.
Zunächst versuchten die Franzosen sich mit Konterangriffen gegen das 34.900 Mann starke Belagerungsheer zu verteidigen und zerstörten dabei am 29. Oktober 1813 das Dorf Daberstedt, um es als Truppenquartier unbrauchbar zu machen. Am 4. November wurden die Besatzer aufgefordert, die Zitadelle kampflos zu übergeben, doch deren Kommandant Generalfeldmarschall Alexandre d'Alton erklärte: „Der Kaiser hat mir die Verteidigung des Platzes Erfurt anvertraut. Ich werde seinen Erwartungen entsprechen, indem ich meine Pflicht tue. Ich kann mich auf ein anderes Arrangement nicht einlassen.“
Am Abend des selben Tages ließ er von 1500 Soldaten das Dorf Ilversgehofen überfallen, und zwang damit die Belagerer zum Handeln. Diese brachten am 5. November zwei russische und österreichische Batterien im Dorf Marbach in Stellung und eine weitere preußische im Steigerwald. Am 6. November, um sechs Uhr morgens eröffneten sie das Feuer auf die Festung und schon kurze Zeit später standen die ersten Gebäude auf dem Petersberg in Flammen. Das Klostergebäude, die alte Hauptwache, Teile der Peterskirche und zahlreiche Häuser unterhalb des Berges wurden während des Angriffes zerstört.
Die französische Besatzung endete, wie oben im Abschnitt über die Zitadelle Cyriaksburg beschrieben. Der Generalfeldmarschall Alexandre d'Alton hatte von der französischen Regierung eine Vollmacht erhalten und zog mit 1700 Soldaten und sechs Geschützen unbehelligt in Richtung Straßburg.

Das Friedenspulvermagazin Nr. 5, im Jahre 1822 unter preußischer Herrschaft auf dem Ravelin Anselm errichtet, ist das einzige erhaltene seiner Art in Deutschland.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Friedenspulvermag 1
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Der dritte Bauabschnitt begann schließlich im Jahre 1815, als Erfurt nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses dem Königreich Preußen zugesprochen wurde.
Zunächst wurden die beschädigten Gebäude und Wehranlagen repariert und von 1825 bis 1831 Geschützkaponnieren nach neupreußischem System zur Verteidigung des Festungsgrabens errichtet. 1830 wurde ein Kanonenhof an der Spitze der Bastion Martin fertiggestellt.
Auf dem Gelände des völlig zerstörten Benediktinerklosters St. Peter und Paul erfolgte zwischen 1828 und 1831 der Bau der Defensionskaserne, die als Artilleriestellung die Einsicht von Norden auf das obere Plateau erschweren sollte. Des Weiteren sollte sie die Festung mit einer neuen Abschnittsmauer in zwei unabhängige Bereiche teilen.
Zur Lagerung des Schießpulvers wurden bereits 1822 Friedenspulvermagazine auf dem Ravelin Anselm und dem Hornwerk fertiggestellt, die Kriegspulvermagazine auf den Bastionen Franz und Philipp folgten 1830. Die Modernisierung sollte mit dem Bau von sieben weit vorgelagerten Forts abgeschlossen werden, von denen allerdings nur zwei zwischen 1865 und 1869 realisiert wurden. Das Fort I lag vor der Auenschanze, das Fort II auf der Schwedenschanze.
Diese stark befestigten Stellungen sollten den Beschuss der Kernfestung durch die damals aufkommenden Geschütze mit gezogenem Lauf verhindern, die eine verbesserte Reichweite, Durchschlagskraft und Zielgenauigkeit gegenüber den bisher verwendeten Geschützen mit glattem Lauf aufwiesen. Ab 1860 war bis zum Ende des ersten Weltkrieges das neugegründete 3. Thüringer Infanterie-Regiment Nr. 71 auf dem Petersberg stationiert.

Die Defensionskaserne (1828-1831) auf dem Petersberg war anfangs als zweistöckiger Flachbau errichtet worden. Nach der Entfestigung wurde ein neobarockes Mansardendach mit einem Obergeschoss aufgesetzt. Zur Zeit steht das Gebäude noch leer, über ein Konzept zur Weiternutzung wird noch beraten.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: DefKaserne 2
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Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 und der darauf folgenden Entfestigung zahlreicher deutscher Städte und Festungen gab Kaiser Wilhelm I. am 20. Juni 1873 den Befehl zur Entfestigung Erfurts und den beiden Zitadellen. Allerdings wurden aus Geldmangel nur die beiden Ravelins Peter und Wilhelm, das Hornwerk sowie die Kavaliere entlang der Mauern abgetragen. Bei dem Bau einer Zufahrtsstraße wurden große Teile der Bastion Gabriel sowie die Lünette I. vollständig geschleift und verschiedene Festungsgräben gefüllt.
Vor dem Ersten Weltkrieg rückte das Interesse am Militärstandort Petersberg wieder in den Vordergrund und es wurden Werkstätten, Lagergebäude, die Hornwerkskaserne (1912-1913) und eine Militärarrestanstalt (1813-1814) errichtet. Die Erddeckung der zweistöckigen Defensionskaserne wurde durch ein neobarockes Mansardendach mit einem Obergeschoss ersetzt, das architektonisch gut zur benachbarten Peterskirche passte.
Nach dem Friedensvertrag von Versailles erfolgte die Räumung der militärischen Gebäude auf dem Petersberg, die teilweise bis 1933 als Wohngebäude und Unterkunft für die Schutzpolizei sowie zeitweise durch das Thüringer Freikorps genutzt wurden. Die Militärarrestanstalt wurde ab 1920 als Polizeigefängnis genutzt. Seit 1921 trennt die Lauentorstraße die Spitze der Bastion Martin von der Zitadelle.

Die Reste der geschliffenen Bastion Gabriel und die Hornwerkskaserne liegen  wenige Meter östlich des ehemaligen Hornwerkes. Nicht weit westlich (links außerhalb des Bildes) befindet sich das Bundesarbeitsgericht. Vor der Bastion ist der Rundweg um den Petersberg zu sehen, der am Fuße der Festungsmauern verläuft.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: BastionGabriel 1
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Während der NS-Zeit erfolgte abermals eine militärische Nutzung der Gebäude, von 1936 bis 1938 durch das neugegründete motorisierte Infanterie-Regiments Nr.71 und von 1938 bis 1943 als Sitz von Verwaltungsstellen der Wehrmacht.
Im ehemaligen Kommandantenhaus befand sich das Kriegsgericht 409 ID. das rund 50 Deserteure zum Tode verurteilte, die vor der Bastion Philipp durch Erschießung hingerichtet wurden. An dieser Stelle befindet sich seit 1995 das Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur und für die Opfer der NS–Militärjustiz, das der Künstler Thomas Nicolai entwarf. Im ehemaligen Polizeigefängnis war eine Untersuchungshaftanstalt für politische Gefangene untergebracht, in der Artilleriekaserne befand sich das Heeresbauamt und in der Defensionskaserne ein Durchgangs- und Erfassungslager für Vertriebene. Auch die Konterminen wurden umfunktioniert, so versah man sie stadtseitig mit neuen Eingängen um der Bevölkerung bei Luftangriffen Schutz zu bieten.

1995 wurde das Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur und für die Opfer der NS–Militärjustiz, des Künstlers Thomas Nicolai vor der Bastion Philipp aufgestellt. Es trägt die Inschrift „Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt“ von Günter Eich und besteht aus acht Stelen, von denen eine aus der Reihe hervortritt und den Fahnenflüchtigen symbolisiert. An diesem Ort wurden rund 50 Deserteure erschossen. Die Todesurteile wurden durch das Kriegsgericht 409 ID verhängt, welches sich im Kommandantenhaus befand.
Foto: Thomas Nicolai / AAA
Titel: Monument deserter Erfurt-above
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Im April 1945 besetzten die Amerikaner Erfurt und den Petersberg. Ab dem zweiten Juli des selben Jahres gehörte das Land Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone.
In den ersten fünf Jahren nach Kriegsende bestand eine Mischnutzung der Gebäude als Wohnraum sowie durch Verwaltungen und gewerblichen Betrieben.
Nach der DDR-Gründung hielt wieder das Militär auf dem Gelände Einzug. Gebäude vor der Bastion Johann wurden von der Fahrbereitschaft der Staatssicherheit und die Kasernen zwischenzeitlich als Quartier der Kasernierten Volkspolizei, einer Polizeischule und der Nationalen Volksarmee (NVA) verwendet.
Erst 1963 gelangte die Zitadelle wieder in städtischen Besitz, konnte aber wegen der geringen finanziellen Mittel Erfurts nur notdürftig unterhalten werden. Die Defensionskaserne sowie die Peterskirche wurden zu Lagerräumen umfunktioniert und in das Kommandantenhaus zog die Pionierorganisation Ernst Thälmann ein.
Seit der Deutschen Wiedervereinigung werden die Gebäude und Anlagen mit zahlreichen ABM-Kräften saniert und rekonstruiert.

Grundriss eines Teils von Erfurt nach der Übergabe der Stadt und während der Blockade der Zitadelle Petersberg und des Forts Cyriaksburg im Februar 1814


Heute existieren auf der Krone und am Fuße der Mauern Rundwanderwege, die über das gesamte Gelände des Petersberges führen. Seit 1999 befindet sich auf dem ehemaligen Hornwerk ein Neubau für das von Kassel nach Erfurt verlegte Bundesarbeitsgericht, das nach einem Entwurf der Architektin Gesine Weinmiller errichtet wurde.

Das Bundesarbeitsgericht befindet sich auf dem ehemaligen Hornwerk, dessen Lage und Verlauf symbolisch durch einen Granitweg dargestellt werden.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Bundesarbeitsgericht
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Die Gebäude auf dem Petersberg werden heute von Verwaltungen, touristischen und kulturellen Einrichtungen, aber auch als Wohnraum genutzt. So befindet sich hier der Sitz des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und die Erfurter Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.
Die Zitadelle Peterserg besitzt einen unregelmäßigen sternförmigen Grundriss. Die Kernfestung umfasst eine Fläche von ungefähr 12 Hektar, die von acht im neuitalienischen Stil ausgeführten Bastionen umschlossen wird. Die im Fußbereich vier bis sechs Meter starken Mauern haben eine Länge von circa zwei Kilometern, bei einer Höhe zwischen 8 und 23 Metern. Das gesamte Festungsgelände erstreckte sich über eine Fläche von 36 Hektar. Die Zitadelle Petersberg gilt als eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen ihrer Art in Europa.

Das erste Bahnhofsgebäude lag innerhalb der Stadtbefestigung und konnte aus diesem Grund schon wenige Jahre nach der Eröffnung das zunehmende Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen. Wichtig zu bemerken ist, dass man von dem Bahnhofsturm aus über die Festungswälle sehen konnte.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Alter Erfurter Hbf
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Die Eisenbahn

Mit dem Aufbau des Eisenbahnnetzes im deutschen Raum während des 19. Jahrhunderts, wurde auch der Bau eines Bahnhofs in Erfurt notwendig, um die Stadt an das wachsende Schienennetz anzubinden und somit die wirtschaftliche Zukunft Erfurts zu sichern.

Der zweite Erfurter Bahnhof auf einer Aufnahme von 1903. Das Inselgebäude und die Gleisanlagen wurden auf dem ehemaligen äußeren Festungswall errichtet. Das Inselgebäude musste bei der Modernisierung und dem Umbau des Bahnhofs einer neuen Bahnsteighalle weichen. Rechts im Bild sieht man den Bahnhofstunnel. An dieser Stelle fährt auch heute noch die Straßenbahn unter den Gleisen hindurch. Hinter dem Bahnhof befindet sich der Flutgraben, für dessen Bau der ehemalige Wallgraben vergrößert wurde.


Im Jahre 1846 wurde mit der Errichtung des Erfurter Bahnhofs im Zuge des Baus der Thüringer Bahn durch die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft begonnen. Der Standort war umstritten, da innerhalb der Befestigungsanlagen nur Flächen in sehr begrenztem Umfang vorhanden waren. Auch stand vor den Mauern auf dem Krämpferfeld östlich des Schmidtstedter Tores eine geeignete Fläche zur Verfügung. Sowohl der Erfurter Bürgermeister Karl Friedrich Wagner als auch das preußische Militär befürworteten einen Standort innerhalb der Festungswälle, um in Krisenzeiten den Bahnbetrieb einstellen und die strategische Lage Erfurts nutzen zu können.

Das denkmalgeschützte Inselgebäude des Erfurter Hauptbahnhofs wurde trotz der Bürgerproteste abgerissen, um den Neubau der modernen Bahnsteighalle zu ermöglichen.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Erfurt Hbf Front
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Die Wahl fiel auf ein Gelände nördlich der Hohen Batterie im damaligen Erfurter Süden. Deswegen war es aber notwendig, zwei Doppeltunnel durch die Stadtmauer und mehrere hölzerne Brücken über den Wallgraben zu errichten. Zur Eröffnung im Jahre 1847 umfasste der Bahnhof neben dem noch unvollendeten Empfangsgebäude, das erst 1852 in Betrieb genommen werden konnte, ein Lokomotivgebäude, einen Güterschuppen, einen Wagenschuppen, einen Koksschuppen, eine Remise für Reservelokomotiven und eine Betriebswerkstätte.
Der Bahnhof wurde in den folgenden Jahren erweitert, da er schon wenige Jahre nach der Eröffnung den wachsenden Anforderungen nicht mehr gewachsen war. So wurde z.B. bereits 1952 der Lockschuppen vergrößert, 1854 je ein zusätzlicher Güter- und Wagenschuppen in Betrieb genommen und ab 1855 der Güterbahnhof erweitert. Es folgten verschiedene Aus- und Umbauten, der begrenzte Raum innerhalb der Stadtbefestigung machte sich aber zunehmend bemerkbar.
1865 erwarb die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft eine große Fläche vor dem Schmidtstedter Tor, auf der ein Güterbahnhof errichtet werden sollte. Der Baubeginn verzögerte sich aber aufgrund des Deutschen Krieges (1866) um ein Jahr. Die Bauarbeiten dauerten von 1867 bis zur Fertigstellung 1877, wobei der Güterbahnhof bereits 1872 seinen Dienst aufnehmen konnte.

Auf der Luftaufnahme von 2007 ist der Bahnhofsumbau in vollem Gange. Man erkennt auch sehr gut den Verlauf der ehemaligen Festungsmauer, der durch den Flutgraben sichtbar gemacht wird. In der linken Bildmitte befindet sich der alte Erfurter Bahnhof mit dem markanten Bahnhofsturm.
Foto: Lukas Götz/Wikipedia
Titel: Luftbild Erfurter Hauptbahnhof
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1890 schließlich wurde mit dem Bau eines neuen Bahnhofgebäudes 30 Meter östlich des alten Bahnhofs begonnen. Der 1893 fertiggestellte Bahnhof wurde in Form eines Inselbahnhofs errichtet und sowohl die Gleisanlagen als auch das Empfangsgebäude auf den ehemaligen Festungswall gelegt, was ungewöhnlich tiefe Gründungen für das Empfangsgebäude erforderte. Dieser im Stil des Historismus gestaltete Bahnhof erfüllte bis zum Jahr 2000 seinen Dienst. Ab 2002 wurde der Bahnhof nach dem Abriss des historischen und denkmalgeschützten Inselgebäudes umfassend modernisiert. Heute existiert nur noch die ebenfalls denkmalgeschützte Eingangshalle des zweiten Bahnhofs, die in den Neubau integriert wurde.

Die neue Bahnsteighalle wurde als freitragende Dachkonstruktion mit einem Fachwerk aus Stahlträgern ausgeführt.
Foto: Christian Liebscher (Platte)/Wikipedia
Titel: Erfurt Hauptbahnhof 03
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Der Rückbau der Wehranlagen

Als 1873 nach der Gründung des Deutschen Reiches die meisten deutschen Städte entfestigt wurden, verfügte Erfurt über eine der modernsten und bestausgebauten Befestigungsanlagen.
In den folgenden Jahren wurde die äußere Stadtmauer mit ihren Türmen abgetragen, wie es schon zuvor während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der inneren Stadtmauer geschehen war.
Ohne diese räumliche Einschränkung konnte auch in Erfurt die Industrialisierung ungehindert voranschreiten.

Die Reste der Stadtbefestigung um 1885.


Lediglich ein Wehrturm am Boyneburgufer entging dem Abriss, wurde aber 1944 durch einen Bombentreffer zerstört. Da die Steine später nicht mehr aufgefunden werden konnten scheiterte ein Wiederaufbau. Bereits 1895 wurde während des Baus am Flutgraben an dieser Stelle ein Düker errichtet, der die Schmale Gera unter dem Flutgraben hindurchleitet.

Der Düker wurde 1895 errichtet und leitet seitdem die Schmale Gera unter dem Flutgraben hindurch. An dieser Stelle befand sich ein bis in den Zweiten Weltkrieg erhalten gebliebener Wehrturm, der durch einen Bombenangriff im Jahr 1944 zerstört wurde.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Düker Erfurt
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Ganz in der Nähe befanden sich an der Brücke in der Schlüterstraße bis in die 1960er Jahre Reste des Krätzturmes, der zur Befestigung des äußeren Moritztores diente. Als an dieser Stelle eine neue Brücke errichtet wurde, mussten diese dem Neubau weichen.
1890 begann man zum Schutz vor Hochwasser mit dem Ausbau des Flutgrabens. Als dies Abgeschlossen war wurde die Wilde Gera zugeschüttet und auf ihrem Verlauf wurde ab 1898 eine Ringstraße, der heutige Juri-Gagarin-Ring, angelegt. Vor der ehemaligen äußeren Mauer wurde im Zeitraum zwischen 1871 und 1901 der Erfurter Stadtring errichtet, eine Ringstraße, welche die Erfurter Altstadt vollständig umschließt.

Der Flutgraben verläuft entlang der ehemaligen äußeren Stadtbefestigung. Er zweigt im Südwesten von der Gera ab, führt am Süd- und Ostrand der Erfurter Altstadt entlang und vereint sich nördlich wieder mit der Gera.
Foto: Michael Sander/Wikipedia
Titel: Flutgraben Erfurt
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Nach der Aufhebung des Festungsstatuses durfte nun auch vor der Stadt gebaut werden und die Erfurter Vorstädte entstanden. Erfurt dehnte sich in der Folge fast explosionsartig aus. Auf einem Südteil der alten Mauer wurde der Bahndamm der Thüringer Bahn errichtet.
Heute sind nur noch einige wenige Teile der Erfurter Stadtmauer erhalten geblieben. So kann man diese z.B. noch am Ende der Johannesstraße zur Magdeburger Allee, in der Nähe der Lutherstraße/Regierungsstraße und am Brühler Garten in Augenschein nehmen. Auch führt der Walkstrom durch einen Rest der inneren Stadtmauer.
Wer noch tiefer in die Geschichte der ehemaligen Festungsstadt Erfurt eintauchen oder die Reste der Stadtbefestigung besichtigen möchte, dem seien die nachstehend verlinkten Internetseiten empfohlen.



Weiterführende Links:

Informationsseite der Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.
Karte mit den Befestingungsanlagen Erfurts und noch heute sichtbaren Resten der Stadtmauer auf der Informationsseite der Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.
Schematische Karte der Stadtbefestigung und die dazugehörige Legende auf der Informationsseite der Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.
Stadtmodell von Robert Huth aus dem Jahre 1873
Plan des Petersberges mit den Rundwanderwegen auf der Seite der Stadtverwaltung Erfurt
Erfurter Handel und Handeslstraßen (mit historischen Fotographien und Zeichnungen der Stadttore Erfurts sowie einer Karte mit dem vermutlichen Verlauf der VIA REGIA durch Erfurt)
VIA REGIA Wegführung in Erfurt
Die VIA REGIA eine mittelalterliche Handelsstraße und Möglichkeiten ihrer Aneignung
Reisebericht eines anonymen Kaufmanns (1522 )
Vom Weißen Roß zum Bunten Löwen - Gasthöfe an des Königs Straße
Weitere Informationen über den Erfurter Bahnhof aus unserer Datenbank
Die VIA REGIA und die Eisenbahn in Thüringen
Der Bau der Thüringer Eisenbahn
Artikel über die geschichtliche Bedeutung des Erfurter Hauptbahnhofs auf der Seite erfurt-web.de
Artikel über den Flutgraben auf der Seite erfurt-web.de
Liste von Fachbegriffen im Festungsbau in der Wikipedia



Quellen:

Artikel der „Thüringer Allgemeinen“ über die Freilegung und Geschichte der Stadtmauer im Erfurter Brühl
Artikel über das Bauvorhaben auf der Seite erfurt-bruehl.de
Artikel der „Thüringer Allgemeinen“ über die Türme der Erfurter Stadtmauer
Seite der Stadtverwaltung Erfurt mit einer Anfrage der Fraktion der Grünen des Erfurter Stadtrats bezüglich der Mauerreste
Cronik der Stadt Erfurt
Äußeres Brühler Tor
Wikipediaeintrag über die Erfurter Stadtbefestigung
Artikel über die Erfurter Stadtbefestigung auf der Seite erfurt-web.de
Wikipediaeintrag über den Petersberg
Wikipediaeintrag über die Peterskirche
Wikipediaeintrag über die Zitadelle Petersberg
Wikipediaeintrag über die Zitadelle Cyriaksburg
Wikipediaeintrag über den Erfurter Hauptbahnhof
Wikipediaeintrag über den Brühler Garten
Wikipediaeintrag über die Wilde Gera
Wikipediaeintrag über den Breitstrom
Wikipediaeintrag über den Walkstrom
Wikipediaeintrag über den Flutgraben
Wikipediaeintrag über die Neue Mühle
Wikipediaeintrag über den Erfurter Stadtring
Wikipediaeintrag über Burggräben
Wikipediaeintrag über Approche
Wikipediaeintrag über den egapark in Erfurt
Artikel über den Buchenwaldblick Erfurt auf der Seite erfurt-web.de
Wikipediaeintrag über das Deutsche Gartenbaumuseum
Artikel über die Geschichte des Erfurter Gartenbaus auf der Seite der Stadt Erfurt
Wikipediaeintrag über Färberwaid