Der 20. Jahrestag der politischen Wende in der DDR gibt Anlass, an dieser Stelle auch an eine Gedenkstätte in der sächsischen VIA REGIA-Stadt Bautzen zu erinnern, die in besonderem Maße Sinnbild für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist:

Bei Wikipedia kann man lesen: Im sächsischen Bautzen gab es historisch zwei Gefängnisse, die heute insbesondere für Unrecht und politische Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR bekannt sind. Das zwischen 1900 und 1904 gebaute Zuchthaus Bautzen, später Bautzen I genannt, im Volksmund wegen der gelben Fassade Gelbes Elend, ist heute Justizvollzugsanstalt des Landes Sachsen. Etwa gleichzeitig wurde in Bautzen in der Nähe des Amts- und Landgerichtes ein Untersuchungsgefängnis gebaut, später Bautzen II genannt, welches heute eine Gedenkstätte für beide Gefängnisse beherbergt. In der Zeit des Nationalsozialismus, der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR dienten beide Gebäudekomplexe unter anderem als Gefängnisse für politische Gefangene.

Einer derjenigen, die in beiden Diktaturen aus politischen Gründen in Bautzen inhaftiert waren, war der Publizist und Verleger Walter Janka. Er veröffentlichte im Oktober 1989 sein Essay „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“, in dem er seine Haftzeit im Zuchthaus Bautzen beschrieb. Eine öffentliche Lesung und anschließende Radiosendung setzten eine Welle der Empörung und Wortmeldungen von Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher sozialer Schichten in Gang. Sie wurden inspiriert vom Schicksal dieses Mannes, der sich zeitlebens als Kommunist verstand, deshalb schon von 1933 bis 1935 in Zuchthaus und KZ saß und schließlich mit dem DDR-Sozialismus kollidierte. Die Biographie von Walter Janka, der 1984 kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres starb, wurde u.a. in einer Sendung von DeutschlandRadio Berlin aus Anlass seines 90. Geburtstages beschrieben.

Im Jahre 1993 war Walter Janka Gast im Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Thüringen. Er wurde damals gefragt: Was bedeuten solche Abende, die in die Vergangenheit zurückführen, aber, obwohl sie über die Geschichte sprechen, einen aktuellen Inhalt haben; was bedeutet es, wenn die Leute heute fragen: Wie war das damals?

Walter Janka antwortete: Zunächst einmal glaube ich, dass wir verpflichtet sind, die heutige junge Generation in Gesprächen über unsere Erfahrungen zu unterrichten, welche Fehler wir gemacht haben und was man daraus lernen muss. Man muss immer auch über die Ursachen sprechen, um die Folgen richtig einordnen zu können.

Wir erinnern an Walter Janka, der im Herbst 1989 einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet hat, dass viele DDR-Bürger den Mut gefunden haben, sich öffentlich und kritisch mit der Lebenswirklichkeit in der DDR auseinander zu setzen, was schließlich zum Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ beigetragen hat.

WER HAT DEN SCHLÜSSEL ZUR WEISHEIT?
Aphoristischer Exkurs in die jüngere deutsche Geschichte von WALTER JANKA

Gedenkstätte Bautzen

Gedenkstätte Bautzen in der VIA REGIA-Karte



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