Christoph Kühn

KULTURSTRASSE – ERFAHRUNGSWEG – ERINNERUNGSORT

Historische Pilgerrouten im Kontext europäischer Handlungs- und Mobilitätsstrategien
(Leseprobe, den gesamten Text finden Sie als PDF unten zum download)

Pilgerwegeprojekte beruhen, jedenfalls im Verständnis der Deutschen St. Jakobus- Gesellschaft, auf zwei Standbeinen: Einerseits auf einer fachlich-wissenschaftlichen Grundlegung und andererseits auf einer geistlich-religiösen Durchdringung. Wenn heute weniger diese beiden Gesichtspunkte, sondern kulturpolitische Aspekte im Mittelpunkt meiner Ausführungen stehen, so hat dies zwei Gründe. Vor genau zwanzig Jahren, im Herbst 1987, erklärte der Europarat die Wege der Jakobspilger zur ersten Kulturstraße Europas, um ihre Identifikation und Wiederherstellung anzuregen. Und heute haben wir uns hier versammelt, um ein Vorhaben im Hinblick auf das Jahr 2010, in dem Essen zusammen mit dem Ruhrgebiet die Aufgaben einer Kulturhauptstadt Europas wahrnehmen wird, zu diskutieren. Als ein Beitrag des Bistums Essen wurde nämlich angeregt, das Ruhrgebiet unter dem Motto „Muscheln am Hellweg” in das Netz der europäischen Wege der Jakobspilger einzubinden.

Somit bietet sich heute ein geeigneter Moment, auf die vergangenen zwanzig Jahre zurück zu schauen und einen Blick auf die ursprünglichen Intentionen des Europarates zu werfen, um angesichts des bisher erreichten eine Zwischenbilanz zu ziehen. Es gilt aber auch, den Blick nach vorne auf das bevorstehende Kulturereignis zu richten: Welche Potentiale bietet ein Projekt „Wege der Jakobspilger in Rheinland und Westfalen” für eine regionale Kulturpolitik, die sich in einem europäischem Rahmen entfalten soll? Inwieweit können die Intentionen einer Essener Kulturhauptstadtinitiative durch ein Pilgerwegeprojekt erfüllt werden? Und welche Anliegen bringen die beteiligten Institutionen, Pilgerinitiativen, Kirchen und Landschaftsverbände, ein?

Meinen Vortrag habe ich in drei Teile gegliedert. In einem ersten Teil möchte ich darlegen, wie der Europagedanke in die Wiederbelebung der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela Eingang gefunden und zu ihr beigetragen hat. Im zweiten Teil berichte ich von den Erfahrungen aus der Görlitzer Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas”. Als Verantwortlicher der Region Mitteldeutschland in der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft habe ich seinerzeit an der Görlitzer Bewerbung mitgewirkt und dort die Einbindung der Via Regia in das Netz der Wege nach Santiago de Compostela als Thema eingebracht. Bei der Entscheidung im Frühjahr 2006 sind wir – wie Sie alle wissen – zweiter Sieger geworden, frei nach dem alten sowjetischen Witz: „Der große russische Marathonläufer belegte einen hervorragenden zweiten Platz, während der Amerikaner nur Vorletzter wurde.” Aber es lohnt sich, von der Görlitzer Bewerbung zu berichten, weil dort Altstraßen- und Pilgerwegeforschung zu einem zentralen Bestandteil des Kulturhauptstadtkonzeptes gehört haben. Im dritten Teil meines Vortrages möchte ich nach der Bedeutung von Pilgerwegen für die Vermittlung von Aspekten europäischer Kulturgeschichte fragen.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung ...
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