Können auch Katholiken Luther gedenken?

Die Ereignisse des Reformationszeitalters sind oft mit der VIA REGIA verbunden. Über den geografischen Verlauf der alten Straße wird die Gegensätzlichkeit und zeitweise Feindseligkeit der beiden großen christlichen Kirchen erlebbar. Das #Lutherjubiläum 2017 ist auch ein Rahmen dafür, das Verhältnis der beiden Konfessionen in Vergangenheit und Gegenwart zum Ausdruck zu bringen.

Karl Kardinal Lehmann ist zur Eröffnung der Ausstellung „Bibel, Thesen, Propaganda“ in der Staatsbibliothek zu Berlin der Frage nachgegangen, ob Katholiken auch Luther gedenken können. Sein Fazit: Ja, sie können. Die Rede wurde im „Tagesspiegel“ abgedruckt.

Darin heißt es u.a.: „Der ganze Luther im Chor der unverkürzten Glaubensgeschichte der einen Kirche kann durchaus für den Katholiken eine geradezu prophetische Bedeutung bekommen. Es scheint mir, dass er [...] ein 'Zeuge des Evangeliums', ein 'gemeinsamer Lehrer', vielleicht sogar ein 'Vater im Glauben' (nicht: Vater des Glaubens) werden kann. [...]

Wir sind dem streitbaren Theologen Martin Luther vor allem schuldig, dass wir diese Herausforderung zur Suche nach religiöser und theologischer Wahrheit annehmen und – auch in der Ökumene – nicht in bequeme oder bloß pragmatische Lösungen ausweichen, die auf die Dauer ohnehin nur enttäuschen. [...]“

(Abb.: „Luther beim Studium“ Gemälde aus dem Gemäldezyklus von Eduard Kämpffer im Rathaus zu Erfurt (Ausschnitt) Foto: © Constantin Beyer, Weimar)

Zur Rede von Karl Kadinal Lehmann im „Tagesspiegel“ vom 9. Februar 2017.