„Vereinnahmung der Reformation. Wer schützt Luther vor seinen Lobrednern?“

Unter dieser Überschrift veröffentlicht die digitale Zeitung F.A.Z. PLUS einen Gastbeitrag von Ulrike Jureit zum kirchlichen und staatlichen Umgang mit dem Reformationsjubiläum. Ihr Ausgangspunkt ist: „Dank eines raffinierten Eventmarketings werden sich die Umsätze im Umfeld des Reformationsjubiläums wohl auf mehr als eine Milliarde Euro summieren.“ Und ironisch belegt sie die auch politisch gewollte Kommerzialisierung: „Neben der in der Lutherstadt Wittenberg produzierten Luther-Tomate, die vor allem durch ihren süßen Geschmack und ihren festen Biss überzeugt, erfreut sich die von Playmobil bereits im letzten Jahr auf den Markt gebrachte Lutherfigur (Abb.) allseits großer Beliebtheit. Rechtzeitig zum anstehenden Jubiläum [...], das erwartungsgemäß auch ein internationales Publikum ansprechen wird, sind zudem die bereits bewährten Luther-Socken nun endlich auch mit englischer Aufschrift zu haben: 'Here I stand, I can do no other'.“

Die erfolgreiche „Vermarktung“ des Reformators ginge einher – so die Autorin – mit dem in Politik und Kirche erkennbaren Bemühen, über eine „Reformation zum Anfassen“ mit Luther und der Reformation für unsere Gesellschaft „die christliche Verwurzelung sowie die Beiträge des christlichen Glaubens und der Kirche zur sozialen Verantwortung, zur Ausbildung moderner Grundrechte und den Grundlagen der Demokratie“ zu thematisieren. Dies aber sei in vielen Aspekten ahistorisch und lasse „das zuweilen schon fast hilflose Bemühen [...] erkennen, eine Geschichte und ihre Protagonisten [...] mit gegenwartstauglichem Sinn zu versorgen. […] Historisch sind solche Redensarten nicht überzeugend.“

(Abb.: „Ist dieser Rabauke jubiläumsfähig? Ja, wenn man ihn nicht in falscher Weise vereinnahmt.“ © dpa)

zum Artikel von Ulrike Jureit