
von Prof. Dr.-Ing. Hartmut Wenzel
„Man muß sich im Schreiten wie in der Ruhe - denn auch die Ruhe gehört zur Reise - ohne jede Ungeduld der Zeit überlassen, 
dass diese den Raum überwinde. Irgendwann einmal, und schließlich ehe man‘s gedacht, bringt sie es fertig.“ (Thomas Mann)
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 Des Reiches Straße
 Des Reiches Straße
						 Spurensuche
 Spurensuche
						 Die Trassenführung
 Die Trassenführung
						 Erfurt
 Erfurt
						 Die Landschaft
 Die Landschaft
						 Ollendorf
 Ollendorf
						 Die Befestigungen
 Die Befestigungen
						 Die ersten Verkehrsregeln
 Die ersten Verkehrsregeln
						 Weimar und Wallendorf
 Weimar und Wallendorf
						 Stedten am Ettersberg
 Stedten am Ettersberg
						 Buttelstedt und Buttstädt
 Buttelstedt und Buttstädt
						 Kötschau
 Kötschau
						 Literaturverzeichnis
 Literaturverzeichnis
						
						Des Reiches Straße
 
Uralte römisch-kaiserzeitliche und karolingische Handelswege aus dem Rheinland, Burgund, Frankreich und den Niederlanden 
aufnehmend entwickelte sich im mitteldeutschen Raum die Straße zwischen Frankfurt, Leipzig und Breslau zu einer der bedeutendsten 
europäischen Handelsverbindungen auf dem Landwege zwischen Ost und West.
 
Die Magistrale führte über Gelnhausen und Steinau an der Straße, Fulda und Eisenach nach Erfurt, nördlich des Ettersberges über 
Eckartsberga und Naumburg nach Leipzig, überwand bei Großenhain die Elbe und setzte sich über Görlitz und Breslau nach Polen 
und in die Ukraine bis nach Innerasien fort, wo sie im Kashgar Anschluß an das System der chinesischen Seidenstraßen fand.
 
Des Königs oder des Reiches Straße wurde der mitteldeutsche Abschnitt genannt. Ihr war eine noch in Vorwendezeiten als 
Gemeinschaftswerk zwischen Ost und West konzipierte und im Schicksalsjahr 1989 in Leipzig und Frankfurt gezeigte Ausstellung 
gewidmet, versehen mit einem umfangreichen Textband und Katalog.
 
Nur scheint der Herausgeber und Organisator dieser Exposition (Willi Stubenvoll) schlecht beraten gewesen zu sein, was die 
Auswahl der Autoren anging, die für den Abschnitt zwischen Erfurt und Leipzig verantwortlich zeichneten. - Denn diese haben, 
um Goethe und Schiller und insbesondere die Stätten der deutschen Klassik ins helle Licht dieser Publikation rücken zu können, 
die Straße ganz umständlich über Weimar und Jena umgeleitet (das Logo der Ausstellung zeigt es); eigentlich wider besseres 
Wissen, müßte man meinen: denn hierzulande ist es allgemein bekannt, dass “Die Straße“ jenseits des Ettersberges verlief und 
die genannten Städte immer im Verkehrsschatten derselben gelegen haben, was nicht unbedingt ein Nachteil gewesen sein muß, 
wie die folgende Geschichte lehrt.
						Spurensuche
  
Ich habe die Königsstraße zwischen Erfurt und Eckartsberga untersucht und insgesamt mehrere Meilen im Gelände wiederentdeckt. 
Quellen in Vorbereitung der Feldforschungen waren insbesondere historische Kartenwerke, auf denen die heute nicht mehr vorhandene 
Trasse als “Die Straße“, “Die Oberstraße“, “Leipziger-Naumburger-“ oder “Militärstraße“ bezeichnet wird. Vor allem in solcher 
Funktion ist sie mancherorts noch im Volksmund bekannt und wird dann stets mit Napoleon in Verbindung gebracht, der sein Pferd 
an eine im Dorfe noch erhaltene Scheune angebunden habe. - In der Tat hat sie der große Feldherr auch benutzt, und zwar in 
Ost-West-Richtung nach der Völkerschlacht bei Leipzig. Auch Friedrich der Große und Gustav Adolf von Schweden sind auf ihr 
passiert, wie der Obelisk am Ortsausgang von Buttelstedt verkündet.
 
Dort, wo die Straße noch in ihrem originalen Verlauf erhalten ist, zeigt sie sich als Feldweg oder Feldrain im Gelände. 
Der überwiegende Teil allerdings ist nach Separation und Grundstückszusammenlegung überpflügt worden, denn längst waren 
andere Straßenführungen ausgebaut, und es hatte vor allem der Eisenbahnbau den Verkehr des uralten Handelsweges zum Erliegen 
gebracht.
						
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						Die Trassenführung
Die VIA REGIA war keine ortsverbindende Straße wie eine moderne Chaussee. Als mittelalterliche Fernverkehrsstraße ist sie an 
den meisten Dörfern vorbeigeführt worden und tangierte dieselben an ausgewählten Standorten nur dort, wo der Abstand zwischen 
zwei Punkten den Zwischenaufenthalt für die Versorgung von Roß und Reiter mit Dienstleistungen erforderte. Erst im Zeitalter 
des Merkantilismus und der Chausseebauten ist sie auf einigen Abschnitten neu trassiert worden.
 
Im Thüringer Becken gab es auch keine Schwierigkeiten bei der Überwindung von Höhenzügen, und weder große Erdbewegungen noch 
bedeutende Geländeeinschnitte waren notwendig, um in den weitgespannten Muldentälern mit ihren sanften, ausgereiften Geländeformen
die Trasse bequem denselben anzupassen.
						Erfurt
 
Begonnen hatte alles mit der für eine nomadische Lebensweise notwendigen Rastlosigkeit der Jäger- und Hirtenvölker, deren Spuren 
immer wieder das Unwegsame der Wildnis teilten, bis sich die Trampelpfade von Wiederkäuern allmählich zu den gewohnten Leitlinien 
des Verkehrs verfestigten. 
 
Der natürliche Knotenpunkt zahlreicher solcher Verbindungen ist im thüringischen Raum seit jeher Erfurt gewesen, das, von 
Bonifatius 741 zum Bischofssitz gewählt, im Jahr 805 von Karl dem Großen zum Fernhandelsplatz mit den Slawen bestimmt worden war, 
und dessen Lagegunst Martin Luther in die Worte gefaßt hat: “Erfurt ist eine Schmalzgrube, hier müßte eine Stadt stehen, auch 
wenn sie gleich wegbrennete.“ 
 
Den Mittelpunkt dieser Schmalzgrube, oder anders ausgedrückt, die Nabe im radialen System der von Erfurt ausgehenden Straßen, 
ist das Gelände zwischen dem Gerabogen einerseits, Petersberg (einst die zentrale Burg der heidnischen Landbewohner!) und 
Unterberg andererseits mit seinen Bekrönungen St. Marien und St. Severi gewesen, genannt ‘Vor den Graden“, Schnittpunkt der 
Straßen und wohl der bedeutendste von mehreren Marktplätzen einer Siedlungsagglomeration, die alles an städtischer Regelhaftigkeit 
vermissen läßt, sondern in ihrer Grundrißstruktur eher einem Haufendorf gleicht; freilich einem sehr großen. 
Die in östlicher Richtung ausgehende Hauptstraße benutzte seit alters eine Furt durch die Gera, die schon 1156 mit einer 
hölzernen, seit 1256 mit einer steinernen Brücke überbaut worden ist. Und seit dieser Zeit trägt sie zwei Zeilen von Krämerbuden, 
die sich im Laufe von Jahrhunderten zu schmalbrüstigen Fachwerkhäusern mauserten.
 
Und hier auf der Krämerbrücke soll unsere Reise beginnen, auf der wir einen Kaufmann und einen Fuhrmann auf ihrem Wege in 
Richtung Leipzig begleiten werden. Dieser hatte die Nacht mit Würfelspiel und Zechkumpanen in der “Feuerkugel“ zugebracht, 
jener im vornehmen “Naumburgischen Keller“ unmittelbar an der Brücke genächtigt und am Morgen seine Andacht rasch in St. 
Ägidius verrichtet, Pfarrkirche und Brückentor in einem. Die Kühle des beginnenden Tages zu rascher Fahrt durch Erfurts enge 
Gassen nutzend, verlassen beide wenig später die Stadt durch das Krämpfertor und lassen rechterhand das Siechenhospital und 
hoch oben auf dem Galgenberg die dörrenden Überreste des letzten Richttages bald hinter sich.
						Die Landschaft 
Die Straße wird uns in eine Landschaft führen, die der eilige Tourist nicht kennenlernen wird, und deren Schönheit sich auch dem 
Liebhaber erst allmählich erschließt. Thomas Mann hat ihr im “Doktor Faustus“ ein literarisches Denkmal gesetzt, wenn er seinen 
Studenten Adrian Leverkühn und dessen Kommilitonen “zur Junizeit, wenn aus den Schluchten der bewaldeten Höhen, die das Thüringer 
Becken durchziehen, die schweren Düfte des Jasmin quellen“, - “durch das von Industrie fast freie, mild-begünstigte fruchtbare 
Land mit seinen freundlichen Haufendörfern aus Fachwerkbauten“ hin zur Wartburg wandern läßt. - Eines davon ist Ollendorf am 
Fuße des Großen Ettersberges, das unsere Reisenden um die Mittagsstunde erreichen.
						Ollendorf 
Ein stattlicher Ausspannhof mit geräumigen Stallungen für Pferde und Ochsen, Remisen für Kutschen und Wagen, Scheunen und 
Speicher für Heu, Stroh und Hafer stehen zur Verfügung. Geschäftig bewegt sich der Wirt mit seinen Knechten zwischen den 
Ankommenden hin und her. eine Stellmacherei und Schmiede kann unterwegs eingetretene Schäden sofort beheben.
 
Im Gemeindebackhaus wird das tägliche Brot auch für die Durchreisenden lauthals angeboten. Zur Andacht steht den Fremden 
die Tür der am Wegesrand erbauten Kapelle St. Jakobus offen, während die Einheimischen ihren Gottesdienst in der größeren 
Petrikirche feiern. - Und die Autorität eines landgräflichen Vogteigerichts, das jährlich dreimal auf dem Anger tagt, sorgt 
dafür, dass die ewigen Händel der Fuhrleute untereinander, mit Wirtsleuten und Anwohnern, Übergriffe und Diebstahl nicht 
überhand nehmen; zumal der Gastwirt als Heimbürge selbst Mitglied dieses Gerichts ist.
 
Über allem wacht der Landesherr, der Gericht und Wasserburg als Lehen an einen seiner Vasallen vergeben hat, der mit seiner 
Mannschaft von Reisigen auch polizeiliche Aufgaben wahrnimmt. Einen Friedhof für unterwegs Verstorbene eingeschlossen, 
hat Ollendorf alles, was zur Bedienung des Reiseverkehrs notwendig ist.
 
Und nachdem gefüttert und getränkt und versorgt, gegessen und getrunken ist, geben sich Wiederkäuer und Fuhrleute in 
schläfriger Mittagshitze ihrer Lieblingsbeschäftigung hin; letztere der großen Stulpenstiefel und des roten Halstuches 
entledigt und den breitkrempigen Filzhut tief ins Gesicht gezogen. - Zeit genug für einen Exkurs in Sachen Sicherheit und 
Ordnung auf des Königs Straße.
						
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						Die Befestigungen
 
Denn auf ihr reisten nicht nur friedliche Kaufleute und fromme Pilger, über sie zogen auch Bettler und Vagabunden, armselige 
Karrenschieber und Eselstreiber; und in Kriegszeiten wälzten sich auf ihr mordend und plündernd, sengend und brennend die 
Heerscharen von Siegern und Besiegten. Die für die europäische Geschichte so bedeutungsvolle Doppelschlacht von Jena und 
Auerstedt im Jahre 1806 ist von Napoleon an der Kupferstraße geschlagen worden; bei Auerstedt trafen Preußen und Franzosen 
unmittelbar auf der als Aufmarschachse gewählten VIA REGIA zusammen.
 
Dörfer, die an der Straße lagen, sind deshalb mit Mauern und Toren gut verwahrt gewesen und meist von einer Burg beherrscht 
und beschützt worden, Warttürme wie der von Barkhausen meldeten verdächtige Bewegungen. - Auf einem Abschnitt von 12 km Länge, 
den unsere Reisenden am Nachmittag in Angriff nehmen werden, begleiteten beiderseits der VIA REGIA in 16 Siedlungen 12 
Befestigungsanlagen den Weg, wie die Wasserburgen von Ollendorf und Neumark oder die Hochmotte von Berlstedt und die außerhalb 
des Ortes gelegene Fluchtburg der Dorfbewohner von Ettersburg.
 
Die strategisch bedeutendsten Anlagen befanden sich in der Hand des Landgrafen, dem auch das oberste Geleit über des Königs 
Straße in Thüringen zustand. - Denn des Reiches Fahnlehen - das war die Landgrafschaft Thüringen - hatte zum Inhalt in erster 
Linie den Landfrieden im allgemeinen und den Schutz von Handel und Wandel auf des Reiches Straße im besonderen. Der Standort 
des Landfriedensgerichtes befand sich zwei Stunden nördlich von Erfurt im Felde bei Mittelhausen. Die Stätte ist im Jahre 
1853 als Denkmal wieder aufgerichtet worden. 
						Die ersten Verkehrsregeln
Die ersten Regeln für den Bau und den Verkehr auf der Hohen Straße finden wir im Sachsenspiegel, den der im Harz als Schöppe 
wirkende Eike von Repgow um 1225 verfaßt hat. Es heißt darin, dass des Königs Straße so breit sein solle, dass ein Wagen 
dem anderen ausweichen kann, das war im Normalfall eine Ruthe zu 16 Fuß. In Thüringen sind das 4,51 m. - Und weiter wird 
angemahnt:
„Der leere Wagen soll räumen dem geladenen, und der minder geladene dem schweren; der Berittene soll weichen dem Wagen, 
der Fußgänger dem Berittenen. Sind sie aber in einem engen Wege oder auf einer Brücke, und jaget man einen Berittenen oder 
einen Fußgänger, so sollen die Wagen stille stehen, bis die anderen vorbei gekommen sind. Wessen Wagen zuerst auf die Brücke 
kommt, der soll zuerst darüber gehen, er sei leer oder beladen; denn wer zuerst zur Mühle kommt der mahlt zuerst.“
 
Hinweise, wie man sich bei einer Schlägerei in einer Fuhrmannskneipe zu verhalten habe, suchen wir im Sachsenspiegel 
vergeblich; zur Zeit seiner Aufzeichnung gab es noch keine professionell betriebenen Gasthöfe. Und auch um die Versorgung der 
Pferde scheint es unterwegs schlecht bestellt gewesen zu sein, denn wenn der Futtersack leer war, durfte der Reiter notfalls, 
mit einem Fuße noch auf der Straße stehend, soviel Korn vom Felde für seinen Weggenossen abschneiden, wie er mit der Sichel 
erreichen konnte. 
						Weimar und Wallendorf 
Auch in den ersten aus dem 14. Jahrhundert vorliegenden Erbzins-, Steuer- und Lehnregistern Thüringens werden noch keine 
Gasthöfe erwähnt. In der urkundlichen Überlieferung begegnen sie häufiger erst seit dem 16. Jahrhundert. - Die 
Türkensteuerregister des Jahrgangs 1557 verzeichnen für Weimar, das verwaltungstechnisch in drei Stadtviertel und drei 
Vorstädte unterteilt war, erst vier Gasthöfe. Und die lagen alle im Marktviertel. Der älteste und stattlichste ist der 
„Gasthof zum Schwarzen Bären“ gewesen, der im Steuerverzeichnis mit einem Wert von 2100 Gulden beziffert wurde. Das war, 
im Durchschnitt gesehen, das Zehnfache des Wertes der besten Bürgerhäuser! - Alle anderen Stadtteile waren noch nicht in der 
heute üblichen Weise versorgt, sondern das Braurecht wurde nach bestimmten Regeln von einzelnen, dafür berechtigten 
Bürgerhäusern ausgeübt. - Das heißt, auch der später so berühmt gewordene „Gasthof zum Weißen Schwan“ neben Goethes Wohnhaus 
am Frauenplan hatte zu dieser Zeit noch nicht seine Flügel geöffnet.
 
Hingegen besaß ein Dorf innerhalb der Bannmeile Weimars schon recht früh einen Gasthof. Die Lage an der Straße nach Erfurt 
und die Tradition einer frommen Wallfahrt zu der St. Nikolaus geweihten Kirche mögen die Ursache für diese Ausnahme gewesen 
sein. Noch seltener aber der Fall, dass dieser Gasthof auch durch eine naiv-altehrwürdige Bildquelle überliefert ist; - 
vermutlich gezeichnet von einem der letzten Bewohner, bevor Wallendorf im 16. Jahrhundert zur Wüstung wurde.
						Stedten am Ettersberg
An der Königsstraße zwischen Erfurt und Buttelstedt, der wir uns wieder zuwenden, wird urkundlich als erster Gasthof der
„Kretzschmar zu Stedten“ 1487 erwähnt, zu dieser Zeit in der Hand der Grafen von Gleichen als Lehen der Landgrafen in Thüringen.
- Stedten ist der einzige Ort, an dem unsere Fahrensleute auf der Strecke zwischen Ollendorf und Buttelstedt vorbeikommen werden.
Sie sind am goldenen Nachmittag aufgebrochen und haben die Station, in der sie rasteten, zurückgelassen und vergessen und sich 
nach Art der Reisenden von weitem schon mit ihrem Tagesziel Buttelstedt in Beziehung gesetzt. - Aus der Ferne grüßt der Turm 
der St. Nikolaus geweihten Marktkirche, der Landschaft und Straße zu beherrschen scheint. Er ist Zeichensetzung und 
Orientierungshilfe ebenso wie anderenorts später eine Windmühle oder ein Paar hoher Pappeln: War es doch der Alptraum 
jedes Fuhrmanns, eine vom Schneesturm verwehte und nicht mehr auffindbare Straße. - Sie war nicht nur der Weg, der zu einem 
Ziel führt, sie war Grenzlinie und Verbindungslinie in einem. Und sie hatte - wie zu sehen - ihre Merk- und Wahrzeichen, 
ihre Brenn- und Knotenpunkte und ihre Bereiche; - Orte, in denen man ausspannen konnte. Als nächtlicher Aufenthaltsort auf 
einer Tagesreise ostwärts von Erfurt in Richtung Leipzig war Buttelstedt bestimmt.
						
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						Buttelstedt und Buttstädt
Hier sind unsere Reisenden ein wenig ortskundig und nicht - wie üblich - die ungeschickten und stieren Fremden. Der Fuhrmann 
wählt eine billigere Ausspanne am Alten Markt, der Handeisherr einen Neubau an der Langen Gasse, den “Gasthof zum bunten Löwen“. 
Und während sich die beiden zur wohlverdienten Ruhe begeben, sei dem Unkundigen die Geschichte des Ortes kurz angedeutet, 
der seit der jüngeren Steinzeit von Menschen bewohnt wird.
 
Vier Ortsteile der mittelalterlichen Siedlung lagen beiderseits der Scherkonde, welche hier von der Hohen Straße mittels einer 
Furt gequert wurde, um das steile rechte Ufer des Flüßchens zu gewinnen. - Das Oberndorf im Osten, ein großes Bauerndorf, 
beherbergte die Pfarrkirche der Siedlungsagglomeration. Auf einem Sporn über dem Scherkondetal wachte die landgräfliche Burg 
über Handel und Wandel auf der Straße. - Mit einer Landgerichtsstätte auf dem Sperlingsberg und einem ovalen, langgestreckten 
Straßenmarkt zeichnete sich der Ortsteil Niederdorf aus. - Die Gründung der späteren Stadt um 1250 erfolgte im unmittelbaren 
Anschluß an die Burg und hatte zur Folge, dass im ausgehenden Mittelalter alle Funktionen, die bislang von den dörflichen 
Siedlungskernen ausgeübt worden waren, in die neue Marktsiedlung übertragen wurden. Mit diesem Strukturwandel ist die VIA REGIA 
umgeleitet und durch die Stadt geführt worden. - Das Programm infrastruktureller Einrichtungen wurde gegenüber Ollendorf als 
Halbetappe um ein Siechenhospital und das Geleithaus vermehrt.
 
Unberührt von dem Trubel an der Straße blieb der westliche Ortsteil “In der Krintze“, von Slawen in friedlichem Nebeneinander 
mit den Deutschen bewohnt. Das war auch im benachbarten Großbrembach der Fall: „Deutsche und Slawen unter einem Hut!“ lautete 
das ikonographische Programm des Steinmetzen, dessen Tafel an der Gemeindeschenke angebracht ist.
In seiner Struktur ist Buttelstedt kaum über den frühneuzeitlichen Zeithorizont hinausgekommen und damit zu einem lebendigen 
Fossil der Stadtgeschichtsforschung geworden. - Erhalten blieb in seinem Grundriß nicht nur der Straßenmarkt, sondern als 
einzige Thüringens auch die Stätte des Landgerichts. - Und ein Stück der originalen Trasse der VIA REGIA.
 
Im “Bunten Löwen“ von Buttelstedt ist der Kaufmann spät erwacht, doch noch zeitig genug, um den Fuhrmann, nachdem dieser 
sein Geleit entrichtet hat, durchs Obertor hinausziehen zu sehen. - Ohnehin werden sich ihre Wege hinter dem nächsten Dorfe 
trennen: In Nermsdorf wählt der Fuhrmann eine neu ausgebaute, etwa parallel zur alten geführte Trasse, die, ohne auch nur ein 
Dorf zu tangieren, schnurgerade über 18 km durchs freie Feld ins llmtal und nach Sulza führt, gleichsam eine Fuhrwerksautobahn, 
auf der er langsam unseren Blicken entschwindet.
 
Der Kaufmann folgt der traditionellen Route über Rudersdorf, in dessen Weichbild sich die Königsstraße mit der Kupferstraße 
kreuzt, einer Nord-Süd-Verbindung, welche das Mansfeldische Kupferbergbaurevier mit den Hütten des Thüringer Waldes verbindet.
 - Abseits dieses Knotenpunktes, einst das Hermsdorfer Kreuz Thüringens, erwartet ihn in Buttstädt ein Geschäftsfreund. 
Die Stadt liegt in Luftlinie nur einen Katzensprung entfernt, doch nun verzettelt sich die Reise und die Droschkenfahrt des 
Handelsherren führt zunächst über einen merkwürdigen Ort, einst ein Dorf und nunmehr Wüstung, freilich mit einem Gerichtsplatz, 
Marktplatz und mit einer Kapelle, wie anderswo an der Straße St. Jakob geweiht. Und obwohl Emsen schon lange von seinen Bewohnern 
verlassen ist, werden Markt und Gericht noch jährlich abgehalten. Zeugnis für seine überregionalen Beziehungen ist diese 
aufgefundene lmportware, ein Reiterfigürchen aus dem Rheinland.
 
Die Flur der Wüstung fiel an Buttstädts Ackerbürger, Handwerker und Kaufleute, die mit Landbesitz ihren Gewinn kapitalisierten. 
Fünf Dörfer im Umfeld der Stadt sind so aufgekauft und wüst geworden. Grundlage für florierenden Handel und Wandel war das in 
Mitteldeutschland einmalige Privileg, seit 1408 jährlich fünfmal Viehmärkte abhalten zu können, die Auftriebe von 10 bis 20 000 
Stück Großvieh, insbesondere Ochsen aus Polen, Ungarn und der Ukraine, erbrachten.
 
Merians Kupferstich zeigt das bunte Markttreiben vor dem Stadttor und dem an die Mauer angebauten Gasthof. Erworbener Wohlstand 
war von Buttstädts Bürgern im 16. Jahrhundert in Bauwerke von Qualität umgesetzt worden.
 
Erst kürzlich hatte ein junger, begabter Steinmetz und Architekt nach italienischem Vorbild einen Campo Santo angefangen zu 
bauen und als erstes dieses Epitaph gefertigt. Es zeigt den Geschäftsfreund als ältesten Sohn des gewesenen Kleinbürgers und 
Schneidermeisters Clemens Brückner, der - trotz vielköpfiger Kinderschar - erfolgreich am allgemeinen Wachstum der Stadt 
partizipiert hatte. - Und damit überlassen wir unseren Reisenden, dessen Blicke respektvoll zwischen Original und Abbild hin 
und her wandern, seinem stolzen Gastgeber. Für diese Nacht ist kein fremdes Absteigequartier notwendig.
						
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						Kötschau
Wie die Ausspanne am Viehmarkt von Buttstädt, heute dem Erdboden gleich, werden alle Gasthöfe, von denen hier berichtet wurde,
schon seit vielen Jahren nicht mehr betrieben; die geräumigen Höfe sind verwaist, die großen Nebengebäude dem Verfall preisgegeben.
 
Das betrifft auch eine Umspannschänke in Kötschau, die ich hier zitiere, obwohl sie nicht an der VIA REGIA lag, sondern an 
einer der neumodischen Chausseen, die im kleinen Herzogtum Sachsen-Weimar seit dem 17. Jahrhundert entstanden. - Der Gasthof - 
weit abseits des Dorfes - ist seit 1945 geschlossen und harrt, in einem Dornröschenschlaf allein von seiner hochbetagten 
Eigentümerin bewohnt, einem ungewissen Schicksal entgegen.
 
Für die Jenenser Studenten war Kötschau beliebter Tanz- und Paukboden und heiß erwarteter Rastplatz auf halbem Wege, wenn in 
vollem Wichs ein Fußmarsch nach Weimar zum Besuch der “Räuber“ ihres Herrn Professor Schiller angesagt war. - Auch dessen 
Kollege Geheimrat Goethe hat als dienstreisender Pendler zwischen den beiden geistigen Zentren in Kötschau gern geweilt und den 
Ort immer heiter verlassen - wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt - um bald wieder da zu sein. 
Warum das so war und in einem Gelegenheitswerk auch aktenkundig gemacht worden ist, verdanken wir - so meine Arbeitshypothese 
- einem kleinen Zwischenfall, genauer gesagt dem Achsenbruch seiner Kutsche in abendlicher Stunde, der den Minister, statt in 
den Armen der mütterlichen Freundin in der Seifengasse zu Weimar, am runden Busen einer jungen Kötschauer Wirtsmagd sich 
wiederfinden läßt. - Was sich dann in einer der Dachkammern der Schänke um Mitternacht zugetragen hat, konnte er nur seinem 
Tagebuche anvertrauen, und als „Das Tagebuch“ ist die Geschichte erst 30 Jahre nach seinem Tode in einem Privatdruck 
veröffentlicht worden. - Für die Öffentlichkeit hingegen war gedacht der Gruß an Frau von Stein, am anderen Morgen in 
erwartungsvoller Absicht ausgesandt:
 
“Aus Kötschaus Toren reichet euch 
Ein alter Hexenmeister
 
Konfekt und süßen roten Wein 
Durch einen seiner Geister.
						
						
Den ihr schon als Oresten saht,
 
Als Scapin sich gebärden,
 
Und der nun möcht‘ zu eurem Spaß 
Auch Wirt von Kötschau werden.“
Goethe als Dichter, Denker, Gelehrter, Geliebter, als Gatte, Freund, Beamter, Zeichner und Naturforscher; auch Goethe als 
solcher. - alles längst bekannt; Goethe als Gastwirt von Kötschau, ein Forschungsdesiderat, das hier nicht mehr abgehandelt 
werden kann. - Nur soviel bleibt, wenigstens die Schlußverse dieses Tagebuches zu zitieren:
“Und weil zuletzt bei jeder Dichtungsweise 
Moralien uns ernstlich fördern sollen, 
So will auch ich in so beliebtem Gleise 
Euch gern bekennen was die Verse wollen:
 
Wir stolpern wohl auf unsrer Lebensreise, 
Und doch vermögen in der Welt, der tollen,
 
Zwei Hebel viel aufs irdische Getriebe: 
Sehr viel die Pflicht, unendlich mehr die Liebe.“
						
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Literaturverzeichnis:
						BEHM-BLANCKE, G.: Gesellschaft und Kunst der Germanen: Die Thüringer und ihre Welt. - Dresden, 1973. 
						EBERHARDT, H.: Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter. - In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte; Germanistische Abteilung. - Weimar 75 (1958)S. 108-180. Geschichte Thüringens. Bd. 1: Grundlagen und frühes Mittelalter. - Köln, Graz, 1968. - 
						KEILITZ, A: Die thüringische Bonifatiuslegende: Überlieferung und Text. - Weimar, 1941. - (Manuskr. i. Thür. Hauptstaatsarchiv Weimar). 
						KRONFELD, J. C.: Heimathskunde von Thüringen und dessen nächster Umgebung. - Arnstadt, 1990. - (Nachdruck der Ausgabe von 1861). 
						NEBE: Burgscheidungen. - In: Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. - Sondershausen Bd. 2(1840) S. 145- 162. 
						PELKA, W.: Studien zur Geschichte des Untergangs des alten Thüringischen Königreichs im Jahre 531 n. Chr. - Jena, 1903. - Inaugural - D. Phil. Fak. d. Albertus-Univ. Königsberg i. Preußen. SYDOW, F. v.: Die Tretenburg. - In: Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. - Sondershausen Bd. 2 (1840) 5. 129 - 132. 
						WENZEL, H.: Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte der Stadt Buttelstedt. - In: Wiss. Zeitschr. d. Hochseh. f. Archit. u. Bauwesen Weimar. - Weimar 17(1970) 5. 65-79. 
						WENZEL, H. Methodische Grundlagen der Wüstungsforschung: Dargestellt am Beispiel der Wüstungsaufnahme im Gebiet des Stadt- und Landkreises Weimar. - In: Alt- Thüringen. - Weimar 25 (1990) 5. 243 – 301.