Die frühen Verkehrsverhältnisse bei Sättelstädt

Nur wenige Möglichkeiten bietet das nach Norden zu steil abfallende Gebirge des Thüringer Waldes für den Überlandverkehr. Mühsam und mit zahlreichen Kurven und Anstiegen versehen gelangt man heute von Winterstein, Ruhla, Steinbach oder Tabarz kommend auf den Rennsteig. Um wie viel mühsamer und gefährlicher muss diese Überquerung den Fuhrleuten und Karrenschiebern vorgekommen sein. Im Gegensatz zu heute verliefen die historischen Straßen über das Gebirge meist auf dem Kamm der vorgelagerten Höhen, es wurden auch größere Umwege in Kauf genommen, um eine gefährliche oder kräftezehrende Stelle zu umfahren. Bis zum Bau der Chausseen oder Kunststraßen führten die zahlreichen, aber meist unbefestigten Kamm- und Hohlwege von Ort zu Ort. Für das Emsetal bildete die "Schweinaer Straße" eine der wichtigsten Verkehrsanbindungen zu den östlichen und südlichen Nachbarorten. Am Meisenstein vorbei führte die "Weinstraße", welche man von Frixels Ruh aus erreichen konnte. Beide Straßen kreuzten die "Hohe Straße" von Cabarz und Friedrichroda kommend. Ein weiterer Weg, wohl nur von lokaler Bedeutung, führt noch heute als "Brotteroder Marktweg" steil ansteigend vom Emsegrund über den "Alten Keller" und den Drehberg zum Rennsteig hinauf. Seitwärts liegt das Inselsberger Loch. In nördlicher Richtung war meist Mechterstädt das nächste Etappenziel, sei es über die Hohlwege, welche am Polarskopf, über Tränksgrund oder am Pferdekopf bergauf stiegen.

Höchste Bedeutung besaß die VIA REGIA als Reichs- und Heerstraße. Die Trasse verlief beiderseits der Hörsel. Bei Sättelstädt wurde die Hörsel überquert, deutliche Fahrspuren finden sich östlich anschließend am Nordhang der Mittelburg. Aus dem Nessetal führte die Trasse der "Creuzburger Straße" von Hastrungsfeld kommend auch über Sättelstädter Gebiet in Richtung Waltershausen und Friedrichroda.

Im Mittelalter hatte auch die Nessetalstraße mit den Wallburgen im Hainaer Holz eine große Bedeutung. Es nimmt bei diesen Verkehrsmöglichkeiten nicht Wunder, dass viele Bewohner des Emsetales ihr berufliches Fortkommen auch im Verkehrsgewerbe suchten.

Quelle: M. Beck, Hörseberg-Bote