In der Rubrik Geschichte – Einzelthemen – Thüringen werden Texte veröffentlicht, die die Geschichte der VIA REGIA und der historischen Wegeverläufe in einzelnen Streckenabschnitten beschreiben.

Die VIA REGIA der Voreisenbahnzeit

Thüringen war durch seine zentrale Lage in Mitteleuropa und seine geomorphologische Beschaffenheit seit ur- und frühgeschichtlicher Zeit Durchgangsland. Relief und Lage waren geeignet, die thüringische Landschaft schon frühzeitig verkehrlich zu erschließen. Zwischen den Ländern an Ostsee und Mittelmeer, zwischen Süd und Nord, West und Ost bestanden bereits seit der Jungsteinzeit Handelsbeziehungen. Zeugen hierfür sind ein jungsteinzeitliches und bronzezeitliches „Fernstraßennetz“ sowie Wege, die von Kaufleuten, Kriegerscharen und Völkern benutzt wurden. Heer-und Handelsstraßen des Mittelalters sowie Poststraßen und Kunststraßen des 17. und 18. Jahrhunderts waren weitere Etappen bis zum Entstehen der Eisenbahn.

Als wohl älteste Urkunde berichtet die Lebensbeschreibung eines Schülers von Bonifatius aus dem Jahre 736 von einem Verkehrsweg nach Thüringen.

Die auffallende Aneinanderreihung der Städte Eisenach, Gotha, Erfurt, Naumburg entlang der West-Ost-Verkehrsader lässt vermuten, dass hier schon früh der Verkehr vorüberging und zum Entstehen dieser Städte als Folge des Handels führte. Ihnen kam auch als Sammelpunkte des Verkehrs eine besondere Bedeutung zu, der den Thüringer Wald bzw. das Erzgebirge überschritt. In diese Entwicklung sind demzufolge auch die alten Verkehrswege und Handelsverbindungen einzuordnen, die in der Nähe von Weimar und Gera vorbei- bzw. durch Altenburg hindurch führten.

Die „VIA REGIA Lusatiae“ auch als „strata regia“, „Königsstraße“, „Hohe Straße“ bekannt, war sowohl für Thüringen als auch Deutschland eine bedeutsame und privilegierte Ost-West-Handelsstraße. Sie verlief, aus Frankreich kommend durch die Pfalz und Hessen, in Thüringen über Eisenach, Erfurt, Buttelstedt durch den burgbewehrten Einschnitt von Eckartsberga über Freyburg-Merseburg (später über Kösen-Naumburg) und Leipzig zur östlichen Grenze und weiter nach Polen und in die Ukraine. Sie schnitt in Thüringen alle in Nord-Süd-Richtung laufenden Handelsstraßen. Der in beiden Richtungen ständig steigende Warenverkehr führte dazu, dass die VIA REGIA im Welthandel der Voreisenbahrtzeit an vorderer Stelle stand.

Mit dem Ausbau der Straße Erfurt-Weimar-Jena zur Chaussee wurde nach 1800 die alte Königsstraße nördlich des Ettersberges vernachlässigt und war technisch überholt. Der Ost-West-Verkehr berührte nunmehr unmittelbar die Städte Weimar und Jena bzw. Apolda. Daraus leitet sich die Idee der VIA REGIA als eines Verkehrskorridors ab: Über Jahrtausende sind Grundrichtung und Hauptorte der VIA REGIA als Wegeverbindung zwischen Ost- und Westeuropa die Gleichen geblieben, dennoch gab es im konkreten Verlauf stets auch Änderungen. Zudem folgten zahlreiche Alternativ- und Nebenwege der Königsstraße, zweigten von ihr ab, kehrten auf sie zurück... Heute ist der VIA REGIA-Korridor in Thüringen ein Netz aus Autobahnen, Bundesstraßen, Landstraßen, Rad- und Fußwanderwegen von Vacha bzw. Creuzburg bis Altenburg.